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Argentinien
vergisst nicht

WM-Elfmeter 1990


Düsseldorf (WB/fwk). Federico Winer notierte sich die Namen seiner Gesprächspartner genau. Er ist Spanien-Korrespondent der argentinischen Zeitung »Ole« und war in deren Auftrag nach Düsseldorf zum Länderspiel gereist.
Dort erkundigte sich Winer bei deutschen Journalisten, die das Finale von 1990 gesehen hatten - live oder im Fernsehen. »Was halten sie von dem Elfmeter?« Wie bitte? Erst die Nachfrage ergibt, dass er wirklich Andreas Brehmes Strafstoß meint, der das WM-Endspiel am 8. Juli 1990 in Rom zu Gunsten Deutschlands entschied.
Rudi Völler war damals wenige Minuten vor der Verlängerung zu Fall gekommen, der Rest ist Geschichte. »Was denken sie darüber?«, insistiert Winer. Nichts, eigentlich. Ist 15 Jahre her, und Elfmeter ist immer noch, wenn der Schiedsrichter pfeift. Winer grinst gequält: »Schon. Aber dieser Elfmeter ist in unserem Land immer noch ein großes Thema heute.«
Man könnte es den »verlorenen Titel« nennen, den die »Gauchos« auch 2005 noch vermissen. Sie hatten kein Foul an Völler gesehen, und dass die Deutschen in diesem Finale die überlegene, die bessere Mannschaft waren, spielt dabei überhaupt keine Rolle.
Aber irgendwie versteht man das. In Deutschland wird auch bis heute über Wembley geredet, jenes Tor, das niemals »drin« war. Allerdings bleibt es wie es nun einmal in den amtlichen Fußball-Büchern steht: 1966 war England Weltmeister, und 1990 Deutschland.

Artikel vom 11.02.2005