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Ein riskantes Ehe-Manöver

Folgen für die britische Monarchie nicht abzusehen

London (dpa). Es ist das glückliche Ende einer Affäre, aber ein riskantes Manöver für die britische Monarchie. Juristisch und politisch ist die geplante Eheschließung von Charles und Camilla höchst kompliziert.

Schon die Titelfrage war problematisch und die Wortwahl gequält: »Königin Camilla« wäre den Untertanen Ihrer Majestät nicht zu vermitteln gewesen. Selbst wenn Charles Nachfolger seiner Mutter und damit König wird, darf diese Frau an seiner Seite nicht Königin werden. Nun also »Princess Consort«, Prinzessin-Gemahlin - ein Titel, den es 140 Jahre nicht mehr gab.
Dabei unterscheiden die meisten Briten fein zwischen dem privaten Glück ihres Thronfolgers und Fragen der Staatsräson: »Er sollte heiraten, wenn es ihn glücklich macht. Aber er sollte sich an die Regeln halten und nicht König werden«, meinen viele Briten, die lieber Prinz William (22), den ältesten Sohn von Charles und Diana, als Nachfolger von Königin Elizabeth II. sehen würden.
Weiteres Problem: Ein König Charles, geschieden und wiederverheiratet mit einer Geschiedenen, würde mit der Thronbesteigung zum weltlichen Oberhaupt der anglikanischen Kirche werden - ein Vorgang, der konservativen Amtsträgern und Mitgliedern der Staatskirche höchst suspekt ist.
Über Jahre hat Charles die Hochzeit Schritt für Schritt vorbereitet und den Briten Zeit gelassen, sich an Camilla zu gewöhnen. Doch das Verfahren bleibt heikel, das Trauma sitzt tief: »Die dunkelste Stunde der Monarchie in den letzten 100 Jahren kam, als ein König eine geschiedene Frau heiraten wollte«, erinnert der BBC-Hofkorrespondent Nicholas Witchell an die Affäre des damaligen Königs mit Wallis Simpson. Edward VIII. musste 1936 abdanken.

Artikel vom 11.02.2005