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Ministerin stoppt Werbung

Irreführende Anpreisung von Schönheits-Operationen wird verboten

Von Ernst-Wilhelm Pape
Münster (WB). Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) will die Werbung für Schönheitsoperationen verbieten. Das sieht ein Entwurf zur Änderung des Heilmittelwerbegesetzes vor.
Ingo Flenker: Gesetzeslücke schnell schließen.

Schönheitschirurgische Eingriffe ohne medizinische Notwendigkeit, wie zum Beispiel Brustvergrößerungen durch Implantate oder Fettabsaugung zur Verbesserung der Körperformen, seien - wie jeder operative Eingriff - mit Risiken verbunden, die zu erheblichen Gesundheitsschäden führen könnten, heißt es in dem Entwurf. Derzeit gelten die Werbebeschränkungen nur für seriöse medizinische Behandlungen, die auf die Heilung von Krankheiten ausgerichtet sind.
Durch die Gesetzesänderung gebe es endlich eine Handhabe gegen die ebenso verführerische wie irreführende Anpreisung von Schönheitsoperationen, sagte Dr. Ingo Flenker, Vorsitzender der Berufsordnungsgremien der Bundesärztekammer, dieser Zeitung. Es könne nicht länger hingenommen werden, dass Kliniken und einzelne Kollegen aggressiv für Brustvergrößerungen, Nasenkorrekturen oder Fettabsaugen werben, als seien diese Behandlungen leicht und risikolos,« sagte Flenker, der auch Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe mit Sitz in Münster ist. Gerade jungen Menschen dürfe nicht suggeriert werden, mit den Mitteln der plastischen Chirurgie könne ihr äußeres Erscheinungsbild und damit ihr Leben optimiert werden. Ferner habe die Vermarktung schönheitschirurgischer Leistungen in den Medien ein unerträgliches Ausmaß erreicht.
Im Hinblick auf die Messe »Aesthetika«, die im April in Dortmund stattfindet, hat die Ärztekammer bereits Mediziner vor einem Verstoß gegen die Berufsordnung gewarnt. Ein Verstoß liege vor, wenn Ärzte sich gegen Entgelt einen Vortrag bei der Messe kauften. Der Veranstalter, die Firma Planetfair, hatte unter anderem Ärzten angeboten, bei diesen »Internationalen Tagen der Schönheits-Medizin« gegen Zahlung von 290 Euro plus Mehrwertsteuer halbstündige Vorträge zu halten.
Jedes Jahr werden in Deutschland bereits 300 000 Schönheitsoperationen vorgenommen - Tendenz stark steigend. Dabei wird jede fünfte Schönheitsoperation bereits an Männern vorgenommen. Die häufigste OP ist das Fettabsaugen (Kosten bis zu 4000 Euro), gefolgt von Brustoperationen (bis zu 6000 Euro) und Nasenkorrekturen (3000 bis 4000 Euro). Für größere Lippen muss der Privatpatient 350 bis 1000 Euro, für eine Augenlidkorrektur 2000 Euro und die Entfernung eines Tränensackes 1600 Euro bezahlen. Bei den rein ästhetischen Eingriffen übernehmen die Krankenkassen keine Kosten. Die Kassen zahlen nur, wenn der Körper stark von der Norm abweicht.

Artikel vom 11.02.2005