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»Schwere Aufgabe« Arminia

Bayern-Trainer Magath erweist Bielefeld Respekt - Löw tippt auf Remis

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Düsseldorf/Bielefeld (WB). In der zugigen Tiefgarage der Düsseldorfer LTU arena wartete Felix Magath nach dem Abpfiff auf den Shuttle-Bus, der ihn ins Hotel bringen sollte. Der Besuch des Länderspiels gegen Argentinien - für den Bayern-Trainer eine Pflichtveranstaltung.

Das 2:2 gegen den zweifachen Weltmeister hatte dem 51 Jahre alten Fußball-Lehrer gut genug gefallen, um schon einen Ausblick auf das kommende Jahr zu wagen: »Wenn das so weitergeht, müssen wir uns um die Weltmeisterschaft keine Gedanken machen.« Dabei lächelte Magath wissend. »Seine« beiden Bayern, sie gehörten bei einem unentschiedenen Spielausgang zu den Gewinnern des Abends. »Ich bin mit Bastian Schweinsteiger und Torsten Frings sehr zufrieden. Sie haben Leistungen gebracht, wie ich sie mir nicht besser wünschen kann.«
Zu einer Reklameveranstaltung für den deutschen Rekord-Champion konnte die Partie trotzdem nicht werden, weil Michael Ballack erkrankt nach Hause abgereist war und Oliver Kahn für Jens Lehmann das Tor geräumte hatte.
In der Bielefelder Schüco-Arena wird das aktuelle Nationalmannschafts-Quartett des FC Bayern dafür wieder in voller Mannstärke zu sehen sein. Magath lässt an diesem Samstag noch in München trainieren, danach macht sich das insgesamt 27 Einsatzkräfte umfassende Aufgebot des Bundesliga-Tabellenführers nach Ostwestfalen auf. »Auf uns wartet eine schwere Aufgabe«, sagt der Trainer und wenn man ihn ansieht, wird klar: Dass erzählt der Mann nicht nur so, der Respekt vor den Arminen ist groß. Denn Magath hat den Punktgewinn des DSC in Bochum und seine Auswirkungen in der Tabelle sehr genau registriert. »Arminia kämpft nicht mehr um den Klassenerhalt. Das macht das Spiel für uns noch unangenehmer. Die werden da ganz locker rein gehen.« Ähnlich sieht das auch Bielefelds Trainer Uwe Rapolder: »Gegen die Bayern haben wir nichts zu verlieren.«
Für das Star-Ensemble aus dem Süden hingegen kann Bielefeld nur eine weitere Pflichtetappe auf dem Weg zum Titel sein. »Wir haben den Anspruch Deutscher Meister zu werden. Damit verbunden ist, dass man jedes Spiel gewinnen will«, sagt Frings - zuvor schon mit Werder Bremen und Borussia Dortmund DSC-Gast. Wie unangenehm das sein kann, weiß sogar schon der 20 Jahre alte Bastian Schweinsteiger. Ihn kannten in Bielefeld nur die Experten, als der junge Mittelfeldspieler vor gut zwei Jahren beim 0:0 auf der Alm erstmals von Beginn an in einem Bundesligaspiel dabei sein durfte. Die Nullnummer war schwer erkämpft.
Heute ist Schweinsteiger Nationalspieler, und dass die Bielefelder mit Patrick Owomoyela mittlerweile auch einen haben, spricht für Arminia. Die beiden verstehen sich übrigens gut. Bei der Asien-Tournee der DFB-Auswahl wurde gemeinsam eingekauft, seither ab und an gemailt, und am Mittwoch in Düsseldorf auch schon der Flachs gesponnen. »Spielst du links vorn?« wollte der Bielefelder in Erfahrung bringen. »Weiß noch nicht«, entgegnete der Bayer. Daraufhin »Owo« an »Schweini«: »Du weißt ja, hinten rechts stehe ich. Da geht für dich sowieso nichts.« Soviel Jux vor dem Ernstfall am Sonntag muss schon sein.
Vielleicht endet die Partie auch schiedlich-friedlich. Das glaubt jedenfalls Bundestrainer Joachim Löw. Weil ja nun auch ein Profi vom kleinen Licht Arminia für Deutschland verteidigt, muss man dieser Mannschaft schließlich einiges zutrauen. Löw tut das auch: »Ich tippe auf eine Null.« Damit meint er ein Unentschieden, und nicht unbedingt die Neuauflage der Nullnummer vom Januar 2003. Die würden sich die Bielefelder zwar gleich gutschreiben lassen, die Bayern aber wohl nur dann, wenn es gar nicht anders geht.

Artikel vom 12.02.2005