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Dreier-Feier der Schneekönige

Arminias verdienter 3:1-Triumph gegen die Bayern: Die Liga ist wieder spannend

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Das war Arminias Tag: Ein 3:1-Sieg gegen deutschen Rekordmeister und Tabellenführer FC Bayern München. Eine Dreier-Feier, die dem Aufsteiger jetzt insgesamt 28 Punkte sichert und damit ins Mittelfeld zurück bringt.

»Wir wollten der Fußballwelt zeigen, was wir können«, dachte Routinier Detlev Dammeier nach dem erst vierten Triumph der DSC-Vereinsgeschichte gegen die großen Bayern ganz an sich selbst. Zwölf Punkte Vorsprung vor einem Abstiegsplatz ließen den 36-Jährigen zu dem Schluss kommen: »Wir sind wieder einen Schritt nach vorn gekommen.«
Und das ohne Regisseur Ervin Skela (Knöchelverletzung) und Matthias Langkamp (Muskelverhärtung). Samstag beim Auswärtsspiel in Mainz dürften beide aber wieder zur Verfügung stehen.
Ein Fragezeichen stand auch hinter dem Einsatz von Abwehrchef Petr Gabriel, den eine Magen- und Darmgrippe plagte. In letzter Minute stellte er sich aber doch zur Verfügung: »Es geht, ich will in dieser Schlagerpartie meiner Mannschaft unbedingt helfen.«
Gabriel war rechtzeitig fit, der Platz war es nicht. Im immer dichteren Schneetreiben bestand Schiedsrichter Florian Meyer darauf, dass vor dem Anpfiff alle Linien, die Strafräume und der Mittelkreis geräumt werden. Arminia mobilisierte jede verfügbare Kraft, selbst DSC-Veteran Hannes Scholz legte Hand an.
Das Platz-Problem sorgte erst für eine fünfminütige Verspätung Êund hinterher für schlechte Laune bei Uli Hoeneß. Der Bayern-Manager schimpfte über »Verhältnisse wie im Mittelalter«. Arminia-Kapitän Mathias Hain konterte diesen Angriff allerdings ebenso elegant wie seine Vorderleute die Bayern-Attacken: »Wir haben eben nicht so viele Millionen wie die Münchener.«
Ohne Angst vor einer Rutschpartie gingen die Arminen ins Spiel: Aggressiv und offensiv suchten sie den offenen Schlagabtausch. Und in der 23. Minute durfte gejubelt werden: Einen Freistoß von Detlev Dammeier verlängerte Marcio Borges mit dem Kopf, Massimilian Porcello stand richtig, und es hieß 1:0 für den Außenseiter. Es war das erste Tor, das Oliver Kahn im Jahr 2005 im Oberhaus kassieren musste.
Die Bayern antworteten verärgert, doch Arminias Abwehr blieb »cool« und stand so sicher wie ein Schneemann bei Minustemperaturen. Glück allerdings für die Hausherren, dass Schiedsrichter Meyer einen Ellbogencheck von Vata an Sagnol übersah: Das hätte auch Dunkelgelb sein können, obwohl Vata (»Entschuldigung, aber es war keine Absicht«) und Sagnol (»Das war nichts«) nachher die Angelegenheit herunterspielten.
Nach dem Wechsel verstärkte der Rekordmeister noch mehr den Druck. Die Bielefelder ließen sich etwas zu weit zurück drängen, lauerten immer wieder auf Konter. Trainer Magath hatte mit Mehmet Scholl (für Owen Hargreaves) inzwischen eine weitere Offensivkraft auf den Schnee geschickt.
Aber die nächste Tor-Attacke leitete DSC-Abwehrspezialist Rüdiger Kauf ein. Er bediente in der 61. Minuten Delron Buckley mustergültig, und der ließ mit seinem Linksschuss Oliver Kahn keine Abwehrchance. 2:0 für Arminia, die SchücoArena stand Kopf.
Aber noch gaben die Gäste nicht auf. Nach Lucios Anschluss per Freistoß (80.) schöpften sie neuen Mut. Aber nicht lange, dann war es Torjäger Buckley, der mit seinem 13. Saisontor endgültig alles klar machte. Ein Treffer durch die »Hosenträger« des großen Kahn, und die »kleinen« Arminen hatten den Spitzenreiter geschlagen.
Ein heißer Abend in der »kalten« Arena, die zur Jubelkiste wurde. Ein Sieg, der die Arminen zu Schneekönigen werden ließ. Für Mathias Hain war die prompte Antwort auf den Anschlusstreffer die entscheidende Szene: »Dass wir zurückgeschlagen haben, war Gold wert.«

Artikel vom 14.02.2005