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»Lausbub« Neureuther
will weit vorne landen

Alpine Ski-Weltmeisterschaft: Slalom-Finale in Bormio

Bormio (dpa). Alois Vogl fällt wegen einer Augenentzündung im Slalom aus, doch Felix Neureuther will auch ohne seinen Freund und kongenialen Partner angreifen: »Ich bin keiner, der da rumrutschen mag. Es bringt mir nichts, wenn ich 20. oder 30. werde. Ich möchte schon weiter vorne landen.«

So sieht es der 20-Jährige vor dem letzten Einzelwettbewerb bei der alpinen Ski-WM am Samstag (10.00/13.00 Uhr/ZDF) im italienischen Bormio. Und so optimistisch sich Neureuther auch gibt, die Aussichten auf eine Medaille sind für den Jungstar des Deutschen Skiverbandes nach den bisherigen Saisonleistungen eher vage.
Fünf Nullnummern im Slalom-Weltcup hatten dem sonst unbekümmerten Neureuther vor der WM mental zugesetzt. »Ich habe viel trainiert. Um die Ausfälle zu kompensieren, muss man viel trainieren und dabei ins Ziel kommen«, sagte er. Techniktrainer Sepp Hanser hat keine Zweifel am Nervenkostüm des Jüngsten im DSV-Team. »Der steckt alles weg. Der ist ein echter Lausbub«, sagte der Coach. Mit eben dieser Sorglosigkeit hatte Neureuther bei seinem ersten WM-Auftritt vor zwei Jahren in St. Moritz überraschend den 15. Platz im Slalom geschafft.
Fehlen wird Neureuther sein Kollege Vogl. »Man ist das ganze Jahr zusammen. Das ist schlecht, dass er nicht dabei ist.« Für den Sieger von Wengen wäre ein Einsatz wegen seiner Augenentzündung zu risikoreich. »Er sieht nur zehn Prozent. Da kann man keinen Slalom fahren. Die Gesundheit geht vor«, sagte Hanser. Statt Vogl kommt Andreas Ertl zum Einsatz.
Vom Kampf um die Medaillen zwischen den Favoriten Bode Miller (USA), Benjamin Raich (Österreich) und Giorgio Rocca (Italien) wird Ertl aber weit entfernt sein. Für den Bruder von Martina Ertl geht es mehr um eine Vorbereitung auf den abschließenden Team-Wettbewerb am Sonntag (09.30/13.00 Uhr/ZDF und Eurosport). Nach dem Ausfall von Vogl tritt er dort unverhofft in Slalom und Super-G für den DSV an. Im Gegensatz zu vielen anderen Athleten wie Österreichs Hermann Maier, der auf einen Einsatz verzichtet, freuen sich Neureuther und Vogl auf die Premiere der Kombi-Veranstaltung mit Staffelcharakter. »Miteinander ist es eine echte Gaudi«, sagte Ertl.
Nach insgesamt acht Läufen, je vier in Slalom und Super-G, werden die letzten Medaillen für die besten Ski-Nationen vergeben. Was alleine lange nicht gelang, scheint für den DSV im Team möglich. »Da kann viel passieren, um den dritten Platz kann es schon ganz eng werden, vielleicht ist eine Überraschung drin«, sagte Neureuther. Als weitere deutsche Starter gesetzt sind Florian Eckert, Hilde Gerg und Martina Ertl (alle Lenggries). Den letzten Slalom-Platz fahren Annemarie Gerg (Lenggries) und Monika Bergmann-Schmuderer (Lam) aus.

Artikel vom 12.02.2005