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Der Freitod eines Schwerverbrechers

Nach Schüssen auf zwei Polizisten nimmt sich Robert Panek (60) in Köln das Leben

Von Christian Althoff
Steinhagen (WB). Der Berufsverbrecher Robert Panek (60), der 1982 in Steinhagen (Kreis Gütersloh) zwei Polizeibeamte niedergeschossen hatte, hat in der Nacht zum Mittwoch in Köln erneut auf zwei Polizisten gefeuert. Panek floh und nahm sich kurz darauf das Leben.

Zwei Polizisten hatten Dienstagabend auf der A 4 bei Köln ein Auto angehalten, um die Insassen zu kontrollieren. Der Fahrer, ein Kleinkrimineller, stoppte zunächst, raste dann aber auf die Polizisten zu und verletzte einen der Beamten. In diesem Moment sprang Beifahrer Robert Panek aus dem Auto und eröffnete das Feuer. Die Polizisten entgingen den Kugeln, doch Panek entkam. Im Zuge der Fahndung entdeckten Beamte den Gesuchten zwei Stunden später in einem nahegelegenen Industriegebiet. Als sie Panek aufforderten, sich zu stellen, hörten sie einen Schuss. Sie entdeckten den Straftäter tot unter einem Balkon, wo er sich versteckt und sich das Leben genommen hatte. »Das war ein ganz gefährlicher Mann, ein Schwerverbrecher«, erinnerte sich gestern Erster Kriminalhauptkommissar Manfred Hudalla aus Bielefeld. Er hatte 1982 der Sonderkommission angehört, die Panek nach den Schüssen in Steinhagen europaweit gejagt hatte.
Rückblick. Am 11. Juli 1982 fällt den Streifenbeamten Wilfried G. (29) und Frank B. (23) gegen 4 Uhr in Steinhagen ein geparkter grüner Porsche mit Kölner Kennzeichen auf. Als sie den Fahrer Robert Panek überprüfen wollen, flieht der Mann zu Fuß, dreht sich um und feuert auf seine Verfolger. Wilfried G. wird von vier, sein Kollege Frank B. von drei Kugeln getroffen. Lebensgefährlich verletzt schleppte sich Frank B. zum Streifenwagen und löst Alarm aus, doch Panek ist nicht zu fassen: Er durchbricht mit seinem Porsche zwei Polizeisperren auf der A 2 und entkommt. Während die bundesweite Fahndung anläuft, retten Ärzte das Leben der Polizisten. Die Kripo ermittelt, dass Panek offenbar in Steinhagen in die Villa des »Storck«-Inhabers oder ein benachbartes Postamt einbrechen wollte. Im Garten der Villa finden sie Paneks Einbruchswerkzeug und eine Maschinenpistole.
Die Sonderkommission verfolgt damals 219 Spuren. Vier Wochen nach den Schüssen von Steinhagen macht Panek einen Fehler: Er schreibt einem Freund einen Brief aus Südfrankreich. »Da wussten wir, wo er war«, erinnert sich Kriminalhauptkommissar Hans Stüwe aus Bielefeld, der damals der Aktenführer der Sonderkommission war und jede Spur kannte. Stüwe fuhr damals mit einem Kollegen nach Frankreich, wo eine Spezialeinheit den Gesuchten in der Ortschaft Sospel überwältigte. »Mit mir reden wollte der Panek aber nicht«, erzählt Stüwe.
Die Freude über den Fahndungserfolg währte damals fünf Wochen - dann entkam Panek der französischen Polizei. Zwei Wochen später wurde er in der Nähe von Nizza erneut festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. »Der hat bei uns in den Vernehmungen meist nur geschwiegen«, erinnert sich Manfred Hudalla und erzählt, dass seine Kollegen und er Panek damals den beiden Steinhagener Polizisten gegenübergestellt hätten: »An Händen und Füßen gefesselt, weil wir kein Risiko eingehen wollten.«
Bis Januar 2002 saß Panek wegen des zweifachen versuchten Polizistemmordes in Haft. Dann wurde er auf eigenen Wunsch nach Italien abgeschoben, wo er sich angeblich in Rom zusammen mit seinem Cousin um gestrauchelte Jugendliche kümmern wollte. Staatsanwalt Dieter Heidbrede, der Panek 1984 im Prozess vor dem Bielefelder Landgericht hinter Gitter gebracht hatte: »Als Panek vor drei Jahren abgeschoben wurde, wusste er, dass er im Fall einer Rückkehr nach Deutschland mindestens fünf weitere Jahre absitzen muss.« Panek entschied sich für den Tod.

Artikel vom 10.02.2005