10.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hundts Studienfinanzierung

Modell der Arbeitgeber: staatliche Ausbildungshilfe

Berlin (dpa). Die Arbeitgeber wollen die Studienfinanzierung auf eine völlig neue Grundlage stellen. Jeder Studierende soll nach einem gestern in Berlin vorgestellten Modell der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) eine staatliche Ausbildungshilfe von 15 000 Euro erhalten.
Dieter Hundt wendet sich gegen »Horrorszenarien«.
Sie soll an die Stelle des bisherigen Kindergelds, von BaföG und Ausbildungsfreibeträgen treten und damit für den Staat kostenneutral sein. Daneben sieht der BDA-Vorschlag ein Darlehen von maximal 35 600 Euro zu niedrigen Zinsen vor. Studenten hätten damit 834 Euro pro Monat für den Lebensunterhalt zur Verfügung.
BDA-Präsident Dieter Hundt wandte sich gegen »Horrorszenarien« der Gegner von Studiengebühren, die das Bundesverfassungsgericht jetzt auch für das Erststudium erlaubt hat. Befürchtete Überschuldungen der Studenten von mehr als 120 000 Euro seien »völlig aus der Luft gegriffen«. Der BDA geht davon aus, dass sich die durchschnittliche Studiendauer auf drei Jahre verkürzen und dass der kürzere Bachelor-Abschluss zur Regel werden wird.
Nach dem BDA-Vorschlag sollen die einzelnen Universitäten ihre Studiengebühren selbst festlegen und die Mittel daraus auch allein nutzen können. Die Höchstgrenze soll 500 Euro pro Semester betragen. Dazu soll es nutzungsabhängige Beiträge geben etwa für die Betreuung von Prüfungen. Die Ausgaben pro Student und Semester liegen nach den BDA-Berechnungen zwischen 1250 und 2000 Euro.
Hundt verlangte, dass sich die Bundesländer auf ein bundesweites Darlehensmodell verständigen, um sicherzustellen, dass kein Jugendlicher durch Studienbeiträge vom Studium abgeschreckt wird.
Der BDA-Chef warf den Gegnern von Studiengebühren »populistische Panik- und Angstmache« vor. Es müsse die Chance ergriffen werden, die Hochschulen umfassend zu modernisieren und mehr Wettbewerb zu schaffen.
Die Einführung von Studiengebühren hat nach Ansicht des Leiters des Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) wesentlich undramatischere Auswirkungen als befürchtet. Bei Gebühren von 500 Euro pro Semester beliefe sich die Summe bei einer Studiendauer von zehn Semestern auf 5000 Euro - »wahrlich kein Schuldenberg, der Absolventen in Verzweiflung stürzen muss«, schreibt der Leiter des CHE, Detlef Müller-Böling, in der »Zeit«.

Artikel vom 10.02.2005