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Niebaum beugt
sich dem Druck

Dortmund: Meier bot Rücktritt an

Dortmund (dpa). Borussia Dortmunds Geschäftsführer Gerd Niebaum hat mit seinem Rücktritt die Konsequenz aus der Finanzmisere des hoch verschuldeten Fußball-Bundesligisten gezogen und den Weg zu einer weiteren personellen Erneuerung freigemacht.

»Ich habe mich im Hinblick auf die zur Zeit sehr emotional geführte Diskussion zu diesem Schritt entschlossen, um damit einen Beitrag zur Versachlichung der Situation zu leisten«, erklärte der 56 Jahre alte Rechtsanwalt und Notar. Ein Rücktrittsgesuch von BVB-Geschäftsführer Michael Meier lehnte Vereinspräsident Reinhard Rauball ab.
Probleme gibt es genug: Dem BVB droht im Zusammenhang mit der Abtretung von Markenrechten an den Gerling-Konzern auch noch der Zwangsausschluss von der Börse.
»Es ist eine späte, aber richtige Entscheidung«, erklärte Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS), zum Rückzug Niebaums. »Die Probleme des BVB sind damit aber noch nicht gelöst.« Betroffen reagierte Werner Hackmann, Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL): »Ich kenne Gerd Niebaum lange. Menschlich finde ich den Schritt sehr schade.« Fachlich könne er sich kein Urteil erlauben, da er die Situation beim BVB nicht genau kenne.
Mit der Demission als Vorsitzender der Geschäftsführung der Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) des einzigen Börsen notierten Fußballclubs in Deutschland geht die Ära Niebaum endgültig zu Ende. Bereits am 14. November 2004 hatte er angesichts der auf 119 Millionen Euro angewachsenen Schuldenlast sein Präsidentenamt an Rauball abgetreten.
Niebaum, dessen Motto »Kommerz mit Herz« lautete, stand 18 Jahre an der Spitze des sechsmaligen deutschen Meisters. Kurioserweise hatte er zu Beginn seiner Tätigkeit Anfang der 80er Jahre dazu beigetragen, den BVB vor dem Konkurs zu retten.
»Ich habe großen Respekt vor dieser Entscheidung, die Gerd Niebaum auch sehr nahe gegangen ist«, sagte Präsident Rauball. »Die großen Erfolge der 90er Jahre werden auch weiterhin mit seinem Namen verbunden bleiben«, meinte der Clubchef. Über einen Nachfolger von Niebaum als Geschäftsführer werde der Präsidialausschuss des BVB zeitnah beraten und entscheiden. Erste Gespräche mit Kandidaten haben bereits stattgefunden, bestätigte Rauball. Eine interne Lösung sei ebenso denkbar wie eine externe.
Mit dem totalen Rückzug beugte sich Niebaum am Ende auch dem zunehmenden Druck von Aktionärs- wie von Fan-Seite. BVB-Großaktionär Florian Homm soll bereits seinen Einstieg bei der Borussia damit verknüpft haben, dass Niebaum zum Ende seiner Amtsperiode im Dezember 2006 vom Mandat als Geschäftsführer der BVB KGaA zurücktreten müsse. Beim 3:1-Sieg in Hannover hatten BVB-Anhänger lautstark die Rücktritte von Meier und Niebaum gefordert.
Die Westdeutsche Landesbank (WestLB) wird Borussia Dortmund vorerst keinen Kredit geben. Wie ein Sprecher der Düsseldorfer Bank der »Financial Times Deutschland« erklärte, habe die WestLB weder ein Engagement, noch habe es bisher Gespräche mit dem Verein gegeben.

Artikel vom 10.02.2005