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Skandal-Vermarktung
Hart
am
Ball

Von Klaus Lükewille

Gel im Haar. Schmalz in der Stimme. Passend zum Kriminalfall: hochgradig »schmierig«. Wie der Wettskandal im deutschen Fußball. So präsentierte sich Robert Hoyzer im ZDF.
Johannes B. Kerner, an diesem Abend als Fernseh-Richter im Einsatz, begrüßte den Mann der falschen Pfiffe noch recht freundlich: »Herzlich Willkommen, Robert Hoyzer!«
Doch dann bat Kerner, ansonsten ein immer auf Hochtouren laufender Weichspüler, zu einer für seine Verhältnisse knallharten »Kopfwäsche«.
Es gab aber trotzdem keine neuen Erkenntnisse, sondern nur alte Bekenntnisse. Hoyzer durfte den Schuldigen mimen: »Für den Mist stehe ich gerade. Ich möchte dazu beitragen, dass der Fußball wieder sauber wird.«
Wie nett. Schönen Dank.
Der Eindruck nach dem TV-Auftritt: Der sagt nur, was ihm vorher gesagt worden ist. Kein Wort mehr. Keinen Satz zuviel.
Und dennoch reichte es. Ein paar Bemerkungen rutschten Hoyzer raus, die so sicher nicht in seinem »Drehbuch« standen. Kostproben: »Finanziell habe ich nicht viel zu lachen.« Und: »Ich habe eine gewisse Angst vor der Thematik Gefängnis.«
Dann durfte der mutmaßliche Betrüger sich sogar über den Mann lustig machen, der ihn beim DFB angezeigt hatte: »Lutz-Michael Fröhlich hat da so ein Pamphlet herausgegeben, ein dreiseitiges Blättchen.«
Schluss. Aus. Genug. Das war alles aalglatt - und schmierig.
Denn der Verführung dieser öffentlich-rechtlichen Vorführung ist Hoyzer nun also auch noch erlegen. Wie einst im Cafe King, als sie ihn zu Spiel-Manipulationen überredeten. Geldgier kann es diesmal allerdings nicht gewesen sein. Er bekam vom ZDF nur 500 Euro plus Spesen.
Der »Bild-Zeitung« gab Hoyzer ein Interview, in Paderborn ließ er sich am »Tatort« filmen. Hier sucht einer noch einmal die große Bühne. Typischer Fall von skandalöser Medien-Vermarktung. Einen Satz hat Hoyzer im ZDF immer wieder gesagt: »Ich schäme mich.« Wenn das wirklich stimmen sollte, dann sofort ab in die Ecke. Und bloß nie wieder ins Fernsehen.

Artikel vom 10.02.2005