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Nur die Quote stimmte

Robert Hoyzers Auftritt im ZDF scharf kritisiert

Hamburg (dpa). Im »Fernsehgericht« bei Johannes B. Kerner gab Robert Hoyzer den reuigen Sünder. Doch zu überzeugen wusste der Hauptbeschuldigte im Wettskandal des deutschen Fußballs bei seinem umstrittenen Auftritt in der ZDF-Sendung nicht.

DFL-Chef Werner Hackmann fällte ein vernichtendes Urteil über die biedere TV-Beichte des 25-Jährigen. »Ich fand's peinlich - einfach peinlich«, sagte der Vorsitzende der Deutschen Fußball Liga (DFL) kurz und knapp.
Auch der frühere WM-Schiedsrichter Bernd Heynemann (Magdeburg) kritisierte Hoyzers Verhalten. »Er hat das für sich genutzt, um sich als Gutmensch darzustellen. Das ist zum Kotzen. Es kommt mir vor wie ein Faschingsmärchen. Ich habe jede Einsicht vermisst, dass es sich um bandenmäßige Kriminalität handelt.«
Als Gewinner des Abends durfte sich Kerner fühlen. Dessen um Mitternacht ausgestrahltes Kreuzverhör des ehemaligen Schiedsrichters sahen 2,7 Millionen Zuschauer. »Der Marktanteil von 17,4 Prozent war herausragend, aber ich mache 150 Sendungen im Jahr, da ist das nicht so entscheidend«, sagte Kerner. Im Schnitt hat die nach ihm benannte Talkshow sonst einen Marktanteil von 12 bis 13 Prozent.
»Ich wollte ihn nicht weich, sondern hart anfassen. Ich glaube, das ist mir gelungen. Man hat den Typen kennen gelernt«, meinte der Journalist nach der 599. Ausgabe seiner Sendung.
»Sicherlich muss ich mir den Stiefel anziehen und muss auch ehrlich zugeben - dieses Wort Scham nutzt man sehr, sehr selten -, aber ich muss zugeben: Ich schäme für die ganze Sache. Mir ist das unglaublich peinlich«, sagte Hoyzer, der als Beistand seinen Essener Anwalt Thomas Hermes mitgebracht hatte.
Hoyzers Gastspiel bei Kerner war der Höhepunkt von mehreren Interviews, die er in den vergangenen Tagen gegeben hatte. Zwischen Pfiffen und Buhrufen am Anfang seines Auftritts und zögerlichem Beifall am Ende der Sendung wiederholte er im ZDF aber nur bekannte Fakten.
In der »Bild«-Zeitung stellte Hoyzer noch einmal die gesamten Bundesliga-Schiedsrichter unter Generalverdacht. Er trage keine Namen nach außen, sagte er. »Ich bin aber nicht alleine im Boot. Ich lege für keinen Bundesliga-Schiedsrichter meine Hand ins Feuer. Ich habe anfangs auch gesagt: Ich habe nichts getan. Ich bin überrascht, dass die anderen dem Druck standhalten.«
Hoyzer, der laut der »Süddeutschen Zeitung« schon 2003 Spiele manipuliert haben soll, beschrieb bei Kerner, wie ein »sehr aufrichtiger Mensch, der aus einem sehr guten Elternhaus kommt« innerhalb von neun Monaten zur zentralen Skandal-Figur wurde. Als Hauptmotiv nannte er »Geldgier«. Geblendet vom aufwendigen Lebensstil seiner kroatischen Wettpartner stieg er auch nicht aus, als er noch die Gelegenheit dazu hatte: »Das war ein großer Fehler.«

Artikel vom 10.02.2005