10.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Eine »Kamel-Lunge«

Akram Abdel Hag: DSC-Torjäger babbelt Hessisch

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Seine Körpergröße schwankt zwischen 1,68 Meter und 1,72 Meter, je nach Verein. In Bielefeld möchte Akram Abdel Hag ein Großer werden. Als eine »junge, sympathische Truppe mit großem Potenzial« hat der Neue den Fußball-Regionalligisten DSC Arminia Amateure bisher kennengelernt. »An erster Stelle steht der Klassenverbleib. Dafür bin ich geholt worden, dafür müssen wir minanner beißen, kämpfen, kratzen; wie die Tiere«, babbelt die beidfüßige Offensivhoffnung aus dem Hessenland.

Und weiter mit Hessisch für Auswerdische: Abseits vom Ebbelwoiland soll's nuffzuus (aufwärts) gehen. Für dieses Ziel wird er sich abjuggle (abmühen). Akram Abdel Hag, Sohn eines Jordaniers und einer Palästinenserin, liebt spektakuläre Auftritte. Der in Offenbach geborene Supertechniker war im Fachmagazin kicker mal »Mann des Tages« in der Regionalliga Süd. Im März 2004 wurde Abdel Hag in einem Atemzug mit Roy Makaay, Paul Agostino und Benjamin Lense genannt - sein Traum-Fallrückzieher zum 2:1 gegen Schweinfurt 05, elftes Saisontor des Eschborner Mittelfeldspielers, stand in der ARD-Sportschau zur Auswahl zum Tor des Monats.
Seit zwei Monaten besitzt er einen deutschen Pass. Die hessische Frohnatur häwwelt (lacht) gerne, zurzeit mit Vorliebe mit Heiner Backhaus oder eben über sich selber. »Die einen sagen Bodo Bach zu mir, wegen des Dialekts. Kaffee Hag war ich in Offenbach, in Eschborn haben sie mich als Papageien bezeichnet. In Anspielung auf meine Experimentierfreudigkeit in Sachen Frisur«, babbelt er Herz erfrischend drauflos. »In Bernbach wurde ich zum Hadji gemacht, zum Priester«.
Akram Abdel Hag kommt nicht als Labbeduddel (energieloser Mensch) oder Hannebambel (ungeschickter Kerl) daher. »Zum ersten Mal bin ich weg aus Frankfurt, weg von meiner Mutter und meinem kleinen Bruder. Dieser Schritt ist mir schon ein bisschen schwer gefallen«, gibt er zu. Gleichwohl wollte er etwas Neues kennenlernen, andere Reize setzen. Sein letzter Klub, der hessische Oberliga-Zweite 1. FC Eschborn, war in eine finanzielle Schieflage geraten, Gehaltseinschnitte folgten. Der Spielbetrieb dort geht nur weiter, weil die Stadt Eschborn ihrem 1. FC kürzlich eine Ausfallbürgschaft genehmigte; nicht mehr als ein Netz für einen Trapezakt.
Sein Berater Johny Baez vermittelte Abdel Hag (Marktwert: 50 000 Euro) ablösefrei zum DSC Arminia. Nach Kickers Offenbach (B-Team), SV Bernbach und 1. FC Eschborn eine neue Plattform, die der Spieler zu nutzen gedenkt.
Der gläubige Moslem geht zu den Freitagsgebeten, »so oft ich kann. Wie es halt die Fußballtermine zulassen«. Abdel Hags Vertrag (bis Sommer 2006) beinhaltet eine Ausstiegsklausel nach dieser Saison. »Erstmal gucken, wie sich das hier so entwickelt«. Sein Meedsche (Freundin) Rosanna lebt daher weiter in Frankfurt.
Im Trainingslager in Lemgo-Matorf teilt sich Abdel Hag ein Zimmer mit Ferhat Cerci. »Ich habe Fußball im Blut. Die Leute hier in der Regionalliga Nord sollen mich kennenlernen«, sagt Akram Abdel Hag kämpferisch und hofft auf ein bisschen »Massel« (Glück). Quirlig, trickreich, mit direktem Zug zum Tor - so definiert der kleine Mittelfeldrenner (»Ich habe eine Kamel-Lunge«) sein Spiel. »Wenn ich die Leistung bringe, die ich kann, werde ich hier einige Aufmerksamkeit erregen. Ich kann viel mehr als das bisher Gezeigte«.
Das glaubt auch sein Trainer. »Er hat eine sportliche Qualität und wird uns mit seiner Erfahrung nach vorne bringen«, urteilt Igor Lazic über seinen Hessen, »aber er muss lernen, sich in unser System einzupassen. Sein defensives Spiel geht überhaupt nicht. Abdel Hag ist voll auf Angriff ausgerichtet«.

Artikel vom 10.02.2005