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Die Dohle


Ein Vogel mit dunklem Gefieder, etwa so groß wie eine Haustaube, aber mit auffälligem grauen Nacken - hier kann es sich nur um eine Dohle handeln. Im Winterhalbjahr schließen sich Dohlen häufig den Krähenschwärmen an, die morgens und abends Bielefeld überfliegen. Wegen ihrer im Vergleich zu Krähen geringen Größe und ihrer Rufe, die nach »Kjak-Kjak« klingen, kann man sie darin ausfindig machen. Viele dieser Dohlen und die meisten Saatkrähen sind Überwinterer aus dem Baltischen Raum und aus Weißrussland. Aber auch einheimische Bestände mischen sich unter die Schwärme.
Die traditionellen Schlafplätze befinden sich im Winterhalbjahr in hohen Bäumen von kleinen Waldflächen - in Bielefeld liegen sie in Oldentrup. Von dort starten die Vögel zu ihren Nahrungsgebieten.
Dohlen sind wie andere Krähen sehr flexibel in ihrer Nahrungsauswahl und picken Regenwürmer, Insekten sowie andere wirbellose Tiere wie auch Aas, verschmähen allerdings auch Pflanzliches nicht. Zudem sind sie gelehrig: Dohlen haben in Innenstädten erfahren, dass Abfalleimer fressbare Reste enthalten können. Deshalb können Naturfreunde beobachten, dass die Vögel in manchen Siedlungsbereichen regelmäßig die Mülleimer inspizieren.
Die Wahl ihres Niststandortes kann für den Menschen gefährlich werden. Denn die Dohlen nutzen nicht nur Gebäudenischen, Kirchtürme und Dachüberstände, sondern bauen ihre Nester auch gern in Schornsteine hinein. Dabei benutzen sie eine besondere Technik: Die Vögel werfen immer wieder Äste in den Kamin, bis sich einige verkanten und eine stabile Unterlage für das Nest bilden. Ein verstopfter Kamin kann jedoch für die Hausbewohner lebensgefährlich sein, wenn Abgase oder Rauch nicht mehr abziehen. Handwerker haben schon sehr stabile »Bauten« aus Schornsteinen entfernt. Einen Schutz gegen Dohlennester bieten Drahtaufsätze.
Außerhalb von Siedlungen nutzen Dohlen auch Baumlöcher, alte Schwarzspechthöhlen und sogar Nistkästen. Das Weibchen legt vier bis sieben Eier, die 16 bis 19 Tage bebrütet werden. Nach 30 bis 35 Tagen im Nest sind die Jungen flügge, werden aber bis zu vier Wochen weiter gefüttert.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Dienstag die Wasseramsel

Artikel vom 10.02.2005