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Der Erfinder von Peter Pan

»Wenn Träume fliegen lernen« mit Johnny Depp


Nach vielen »Peter Pan«-Verfilmungen kommt nun auch sein Schöpfer zu Hollywood-Ehren: »Wenn Träume fliegen lernen« erzählt die Geschichte des schottischen Dramatikers J.M. Barrie, der vor 100 Jahren den fliegenden Jungen erfand, der nicht erwachsen werden wollte. Mit Johnny Depp in der Hauptrolle ist der Film einer der großen Favoriten auf den »Oscar«.
Depp, der sich in der Rubrik »Bester Hauptdarsteller« Hoffnung auf eine goldene Statuette macht, strahlt eine geheimnisvolle Magie aus; die Bilder sind schön und poetisch, besonders wenn sich Phantasie und Realität vermischen. Allerdings erfindet der Film eine Entstehungsgeschichte des Kinderbuchklassikers, die es so nie gegeben hat.
Unstrittig ist, dass »Peter Pan« von der Freundschaft Barries mit den Söhnen der Familie Davies inspiriert wurde, für die er sich phantastische Geschichten und Spiele ausdachte. Hinzu kam eine platonische Beziehung zwischen Barrie, der mit einer Ex-Schauspielerin in bröckelnder Ehe unglücklich war, und Sylvia, der Mutter der Jungs, gespielt von Kate Winslet. Im Film trifft Barrie die Kinder nach dem Tod ihres Vaters, und um sie zu trösten, erfindet er Abenteuer mit Piraten, Cowboys und wilden Tieren.
Die Realität war viel komplexer. Tatsächlich war Sylvias Mann Arthur Llewelyn Davies, ein Anwalt, zu jenem Zeitpunkt noch am Leben. Regisseur Marc Forster ist sich der historischen Verzerrungen bewusst. Er habe aber einen Film darüber drehen wollen, wie aus einer innigen Beziehung ein Meisterwerk entstand, und dabei gehe es nicht um historische Faktentreue. Forster versucht das Geheimnis der Inspiration zu lüften. So fliegen die in ihren Betten hüpfenden Jungs in Barries Vorstellung schwerelos aus dem Fenster des Kinderzimmers, und Sylvias nörgelnde Mutter verwandelt sich für ihn in den Piratenkapitän Hook.
Höhepunkte von »Auf der Suche nach Nimmerland« (»Finding Neverland« heißt der Film im Original) sind die Momente, in denen Barrie und die Kinder in ihre erfundenen Welten eintauchen.

Artikel vom 10.02.2005