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»Wir haben nicht viel Zeit«

Neues Trainerduo hat sich mit Arminia im Kalletal einquartiert

Lemgo (WB). In der ländlichen Lipperland-Idylle bereitet sich Fußball-Regionalligist Arminia Bielefeld Amateure seit Montag auf den Rest der Rückrunde vor. Das neue Trainergespann Igor Lazic und Michael Piwowarski nutzt die fünf Tage bis Samstag im »Hotel an der Ilse« in Lemgo auch, um die Spieler der Bundesliga-Reserve besser kennen zu lernen. Sportredakteur Dirk Schuster traf die beiden zwischen zwei Trainingseinheiten zum Gespräch.
Michael PiwowarskiIgor Lazic
Andere Regionalligisten reisen im Winter nach Südeuropa, Arminias Amateure ins Kalletal. Wie sind die Bedingungen hier?Piwowarski: Für die vielen technischen Übungen, die wir machen, ist der Kunstrasenplatz ideal. Mängel werden schnell erkannt. Leider sind die Rasenplätze nicht bespielbar. Aber fliegt man in die Türkei, ist man vor schlechtem Wetter auch nicht sicher.
Lazic: Wir haben aus wirtschaftlichen Gründen ja auch gar keine andere Wahl, müssen also das Beste daraus machen.

Neue Trainer, neue Übungsinhalte: Inwiefern müssen sich die Arminen unter Ihrer Regie umstellen? Piwowarski: Die Spieler müssen komplett umschalten. Uns kommt es darauf an, die Amateure optimal auf einen möglichen Einsatz bei den Profis vorzubereiten. Wir sind die Zulieferer für die erste Mannschaft, darum passen wir unsere Trainingsinhalte eins zu eins denen von Cheftrainer Uwe Rapolder an.

Die Spieler sind Ihnen genau so fremd wie umgekehrt. Wie will man sich besser kennen lernen?Lazic: Wir werden hier im Trainingslager viele Einzelgespräche führen. Und zwar nicht unter vier, sondern unter sechs Augen. Ich möchte das noch mal ganz deutlich sagen: Michael und ich sind ein gleichberechtigt arbeitendes Trainerduo.

Auch Sie beide kannten sich nicht, ehe Arminia Sie unter Vertrag nahm. War das anfänglich ein Problem?Lazic: Nein, Piwo und ich liegen auf einer Wellenlänge. Und die Jungs machen es uns leicht. Sie ziehen mit, sind heiß darauf, sich weiterzuentwickeln.

Am 20. Februar geht die Saison mit einem Heimspiel gegen Hertha BSC Berlins Amateure weiter. Reicht die Zeit, um eine funktionierende Mannschaft aufzubieten?Piwowarski: Es stimmt schon, wir haben wenig Zeit. Aber wir hoffen, dass die Automatismen bis dahin greifen. Manche Spieler sind schon weit, manche müssen noch aufholen.

Ihr Team musste bevor Sie beide verpflichtet wurden einige Wochen ohne Trainer auskommen. Macht sich das negativ bemerkbar?Lazic: Körperlich nicht, die Mannschaft hat auch ohne Trainer gut gearbeitet. Das beweist auch ihren großen Willen, die Klasse zu halten. 90 Prozent der Spieler sind konditionell gut drauf.

Wer zählt zu den übrigen zehn Prozent? Lazic: Darüber reden wir nicht. Wir Trainer wollen ein Schutzschild bilden, damit keine Unruhe aufkommt und das Team den Kopf für Fußball frei hat.

Welchen Eindruck machen die drei Neuzugänge?Piwowarski: Heiner Backhaus hatte bei Hannover in Ralf Rangnick einen Trainer, der ihm im Spiel gegen den Ball viel beigebracht hat. Backhaus ist willig, hat das Potenzial, Führungsspieler zu werden. Dagegen sind Akram Abdel-Hag und Mehmet-Ali Sirim noch völlig orientierungslos im System, obwohl sie auch gute Ansätze zeigen.
Lazic: Aber auch Heiner Backhaus muss sich noch steigern. Mit seiner Erfahrung muss er die Mannschaft noch mehr unterstützen, das erwarte ich. Wir haben nicht viel Zeit. Was wir brauchen sind Spieler, die uns weiterhelfen, keine Mitläufer.

Zeichnet sich bereits ab, wer gegen Hertha auflaufen wird?Piwowarski: Nein, wir sind momentan noch in der Experimentierphase.

Apropos Hertha BSC Amateure: Haben Sie die Hoffnung, dass das 1:2 verloren gegangene Skandal-Hinspiel, das vom Schiedsrichter manipuliert worden sein soll, wiederholt oder sogar zu Ihren Gunsten gewertet wird?Lazic: Damit beschäftigen wir uns nicht. Wir konzentrieren uns auf das Spiel am 20., für die andere Sache haben wir eine Geschäftsführung, die sich um alles kümmert. Wenn sich die Dinge zu unseren Gunsten entwickeln sollten, um so besser, dann nehmen wir das gern an.

Wer ist innerhalb der Mannschaft Ihr erster Ansprechpartner?Lazic: Carsten Rump, der Kapitän. Er leistet in allen Belangen Vorbildliches.

In den bisherigen Testspielen hat Ferhat Cerci seine Torjägerqualitäten bewiesen. Ist er, der als extrem eigenwillig gilt, Ihre Angriffshoffnung?Lazic: Wir haben mit Cerci bereits gesprochen. Er hat uns versichert, dass er für das Team alles geben wird. Nach seinem Profieinsatz in Wolfsburg war er zunächst wohl etwas enttäuscht, von Uwe Rapolder nicht mehr berücksichtigt worden zu sein. Aber das darf nicht sein. Jeder muss sich immer wieder in der Regionalliga beweisen wollen.
Piwowarski: Mittlerweile geht Cerci sogar vorne weg, verhält sich wie ein Musterprofi

Herr Lazic, Sie sind 37 Jahre alt, haben in der 2. Bundesliga gespielt. Könnte es passieren, dass Sie selbst noch einmal die Fußballstiefel schnüren werden?Lazic: Nur im Training. Meine Karriere als Aktiver ist vorbei. Ich hatte noch Angebote, wollte aber unbedingt Trainer werden. Jetzt bin ich es. Ich habe 2002 in Frankfurt für SV Babelsberg mein letztes Spiel gemacht. Dabei wird es bleiben.

Artikel vom 09.02.2005