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Glossiert

Klapperstorch aus Babytown


Das Klinikum kreißte - und gebar einen Schmarrn: Wer fortan in den Städtischen Kliniken Bielefeld Mitte sein Kind zur Welt bringen möchte, der geht dafür nach »Babytown«.
Acht Monate wurde im Krankenhaus der großen Stadt die Geburtsstation umgebaut zu einem »wegweisenden Geburtserlebniszentrum«, wie man stolz verkündet. Ein »nicht nur für Bielefeld einzigartiges architektonisches und inhaltliches Konzept« sei dabei verwirklicht worden, »das jede Geburt für Mutter und Kind zu einem unvergesslich schönen Erlebnis werden lässt«. Und heißen soll es: »Babytown«!
Nun, das mit dem Super-Konzept, das wird schon stimmen. Ob selbst das die eigene Geburt freilich zum unvergesslichen Ereignis machen kann, scheint mir fraglich. Erinnern Sie sich? War's eher kuschelig oder doch nicht so doll?
Nun aber die eigentliche Frage: Warum muss eine Geburtsstation inmitten Deutschlands plötzlich »Babytown« heißen? Und: Werden weitere Stationen folgen? »Heart-City« für die erlebnisreiche Kardiologie und »Ortho-Peak« für alle, die dank wegweisender Rückenbehandlung wieder aufs Matterhorn klettern?
Stellen Sie sich einmal vor: Ihr künftiger Sprössling muss auf die Frage, woher er kommt, antworten: »Aus Babytown.« Ultrapeinlich! Da hatten wir Älteren es doch gut. Ich komme, wie jeder ordentliche Brackweder, aus dem Lutterkolk. Und der Klapperstorch hat mich von dort aus zu meinen Eltern gebracht. Dessen muss man sich nun wirklich nicht schämen! Ingo Steinsdörfer

Artikel vom 12.02.2005