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Keine WM für »König Fußball«

Ist Werner Weih beim Turnier im eigenen Land womöglich nicht dabei?

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der Bielefelder Werner Weih (69), Fußballfan aus Leidenschaft, ärgert sich: Er, der seit 40 (!) Jahren bei jeder Weltmeisterschaft vor Ort dabei war - von »kleineren« Turnieren wie Europameisterschaften gar nicht zu reden - fürchtet, für die WM 2006 im eigenen Land keine Karten zu bekommen.

Grund ist das Ticket-Vergabe-System der FIFA: Karten werden nach Bestellung im Internet personengebunden zugelost. Weih: »Ich gehöre nicht zu den Internet-Nutzern. Obendrein muss man ein Riesenglück haben, um Karten zugeteilt zu bekommen.«
Deshalb hat er in einem Brief an den Deutschen Fußballbund (DFB) sein Leid geklagt. Die Antwort lag schon wenige Tage später in Weihs Briefkasten. Horst R. Schmidt, 1. Vizepräsident des Organisationskomitees, schrieb ihm, er fände es »bewundernswert, dass Weih seit so vielen Jahren die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft verfolgen« würde. Aber: »Leider habe ich jedoch keine Möglichkeit, Ihnen direkt Tickets zur Verfügung zu stellen. . .ich möchte Sie daher bitten, sich am öffentlichen Kartenverkauf zu beteiligen. . .«
Werner Weih, früher Chefportier des »Bielefelder Hof« (heute Mövenpick) sieht »schwarz«: Er, der gern als »König Fußball« bezeichnet wurde, der ein WM-Schlachtenbummler-Buch mit dem Titel »Mit Werner Weih dabei« geschrieben hat, könnte bei der WM 2006 »draußen« bleiben. Zwangsweise. Und das nach einer »Fußballkarriere«, die ihresgleichen sucht.
Als er 1982 in Spanien der deutschen Mannschaft zujubelte, hatte er sein Idol Uwe Seeler bereits »übertroffen«: Der hatte - zugegebenermaßen aktiv - bei vier WMs gegen das runde Leder getreten. 1966 erlebte Werner Weih seine persönliche WM-Premiere in England. Seitdem ist er mit Deutschlandfahne, T-Shirt mit jeweils passender Beschriftung (gern natürlich: »Deutschland wird Weltmeister«) und leicht verrückten Kopfbedeckungen stets »dabei«. Japan und Korea 2002 fand natürlich auch nicht ohne Werner Weih statt. »Mehr als 100 WM-Spiele habe ich gesehen,« so der Bielefelder.
Bislang hat er sich um die Kartenbeschaffung nie groß Gedanken machen müssen: Musste Werner Weih auch gelegentlich »ohne« anreisen, auf dem Schwarzmarkt ist er immer fündig geworden und die Preise seien gar nicht so hoch gewesen - im Gegenteil.
Der kurzfristige Ticketkauf soll dem Fußballfan 2006 grundsätzlich unmöglich gemacht werden: Die Tickets sind nicht übertragbar, weil sie »personalisiert« sind, das heißt mit Namen und Ausweis- bzw. Passnummer gekennzeichnet. Unter dieser Voraussetzung kamen bereits die Tickets für die EM 2004 in Portugal auf den Markt. Werner Weih hatte sich beworben - und war nicht dabei: »Da hat sich für mich die Anreise dann nicht gelohnt.«
Horst R. Schmidt gibt Werner Weih immerhin noch einen Hinweis, wie er auch ohne Internet an WM-Karten kommen könnte: durch postalische Anfrage an das 2006 FIFA World Cup Ticketing Centre, Kennwort »2006 FIFA World CUP Germany, 60583 Frankfurt/Main oder per Faxabruf unter 0900 1585858.
Was vielleicht ja auch für andere Fußballfans interessant sein dürfte. . .
Werner Weih hat sich vorgenommen, sich per Brief um Karten zu bewerben: »Hilft ja nichts - ich will meine WM-Serie nicht abreißen lassen.«

Artikel vom 09.02.2005