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Starke Vorstellung nicht belohnt

Glückliches 2:2 für Argentinien: Wieder kein Sieg gegen einen »Großen«

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Düsseldorf (WB). 1:0 und 2:1 geführt, stark gespielt, aber gegen einen »Großen« wie nun schon seit vier Jahren und vier Monaten wieder nicht gewonnen: Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft erreichte in ihrer ersten Partie des Jahres 2005 gegen Argentinien in der ausverkauften Düsseldorfer LTU-Arena am Ende »nur« ein 2:2.

Der Kapitän war schon gar nicht mehr an Bord und vor Ort, dann fiel noch kurzfristig der Torjäger aus: Neben Michael Ballack musste Bundestrainer Jürgen Klinsmann auf Miroslav Klose verzichten, der sich eine Halswirbelverrenkung zugezogen hatte.
Andreas Hinkel, zunächst auf der rechten Seite der Viererabwehrkette vorgesehen, musste nach schwachen Trainingseindrücken beim Anpfiff auf der Bank bleiben. Sein Pech - und das Glück für den Bielefelder Patrick Owomoyela: Er stand in der deutschen Startformation.
Klinsmann forderte seine ersatzgeschwächte Mannschaft auf: Spielt offensiv und aggressiv, setzt sie früh unter Druck. Und die Spieler hörten auf die Stimme ihres Chefs. Die deutsche Mannschaft bestimmte in der ersten Hälfte eindeutig die Partie.
Ein Weitschuss von Torsten Frings, der nur knapp das Ziel verfehlte, war nach zehn Minuten das erste Signal: Hier gab es keinen Respekt vor den großen Namen der Südamerikaner. Aber die ließen natürlich nicht so einfach mit sich »spielen«, lauerten auf ihre Konter-Möglichkeit. Die kam nach 13 Minuten, als Bastian Schweinsteiger den Ball vertändelte, Christian Wörns »pennte« und Jens Lehmann gegen den Angreifer Saviola retten konnte.
Deutschlands Elf erhöhte den Druck und das Tempo, die Belohnung sollte folgen. Nach einem Foul an Fabian Ernst drückte Schiedsrichter Farina noch beide Augen zu, als aber Burdisso den Stuttgarter Kevin Kuranyi umriss, zeigte er in der 28. Minuten auf den Punkt. Frings ließ sich die Chance aus elf Meter nicht entgehen. 1:0! Die verdiente Führung.
Gerald Asamoah jubelte noch mit - und war dann der Pechvogel: Der Schalker, der bis dahin eine gute Partie gemacht hatte, musste verletzt ausscheiden. Für ihn kam Paul Freier zu seinem ersten Einsatz in der Klinsmann-Amtszeit.
Der Leverkusener war dann schon kurze Zeit später am Ausgleich »beteiligt«. Ein höchst umstrittener Elfmeter in der 40. Minute, denn Freier spielte gegen theatralisch stürzenden Sorin klar den Ball, Farina zeigte trotzdem wieder auf die Marke. Crespo ließ Lehmann keine Chance. Die Antwort: Schweinsteiger spielte Kuranyi frei - und Deutschland ging mit der 2:1-Führung in die Kabine.
Auch nach dem Wechsel bestimmten die Hausherren weiter die Partie. Aber immerhin: Ein Argentinier »hob« ab, der Schiedsrichter fiel aber nicht darauf herein. Crespos »Schwalbe« gegen Lehmann war nie und nimmer ein Elfmeter und der deutsche Torwart hätte dem »Gaucho« am liebsten die Ohren lang gezogen.
Die Deutschen bestraften ihren Gegner anders: konzentriert und diszipliniert, immer wieder angetrieben von dem überragenden Frings, ließen sie die technisch so starken Südamerikaner nicht ins Spiel kommen. Das 3:1 lag in der Luft: Hitzlsperger brachte Schlussmann Abbondazieri in Schwierigkeiten, als er seinen wuchtigen Freistoß (60.) gerade noch abwehren konnte.
Der Bundestrainer wechselte in der Schlussphase erstmals aus taktischen Gründen. Für den offensiven Schweinsteiger, der neben glanzvollen Momenten wieder ein paar Lässigkeiten bei seinem Auftritt zeigte, kam der defensivere Bremer Christian Schulz.
Stur »verteidigen« wollten sie die hoch verdiente Führung natürlich nicht, setzten weiter auf Offensive. Aber dann wurde die DFB-Auswahl doch noch eiskalt erwischt: Crespo erlief sich den Ball, der lange Per Mertesacker kam einen Schritt zu spät, Lehmann stand etwas zu weit vor seinem Kasten. Und eine solche Situation nutzt natürlich ein Weltklasse-Stürmer wie Crespo: Er hob den Ball zum schmeichelhaften 2:2 für Argentinien ins Netz.

Artikel vom 10.02.2005