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Bayern kommt
gerade recht

Großer Name kitzelt kleine Arminen

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). »Wir brauchen Namen«, ist Uwe Rapolder überzeugt. Weil die Arminia zu Hause gegen die besten Teams der Bundesliga in dieser Saison immer gut ausgesehen hat, kommt Bielefelds Trainer der beste Name im deutschen Fußball gerade recht. Am nächsten Sonntag ist Bayern München in der SchücoArena zu Gast.

Ein Blick auf die Ergebnisse gibt Rapolder fast uneingeschränkt recht. 1:0 gegen Dortmund, 2:1 gegen Bremen, 1:0 gegen Berlin. Nur gegen Stuttgart hat's in einem Heimspiel nicht zu einem Sieg über einen der Großkopferten gereicht. Gegen die »Namenlosen« dagegen tut sich die Arminia gern schwer. »Mein Eindruck ist, dass nicht nur die Mannschaft, sondern auch das Umfeld die großen Namen braucht«, glaubt Rapolder, einer ostwestfälischen Eigenartigkeit auf die Schliche gekommen zu sein. Denn während in Mainz ein anderer Aufsteiger seine Bundesliga-Hütte vermutlich auch gegen die Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft voll hätte, üben sich Bielefeld-Fans schon gegen Namen wie Bochum und eben Mainz in vornehmer Zurückhaltung.
Aber wehe, die Bayern kommen. Dann hat es in der Vergangenheit ausverkaufte Fußballfeste mit Seltenheitswert gegeben. Wie das 4:4 im Saisonfinale 97/98, als Lothar Matthäus kurz vor Schluss alle Arminia-Träume auf einen Dreier über den Haufen schoss. Oder in der Winterpause 95/96 das 5:2. Auch wenn's nur ein Test war, die Bayern mit Wunderstürmer Emil Kostandinov wurden im Bielefelder Schneegestöber von Arminia mit Angriffshoffnung Angelo Vier aber sowas von auseinandergenommen, dass sie sich die Reise ins Ostwestfälische im Nachhinein lieber verkniffen hätten.
Insofern ist Rapolders vorsichtiger Optimismus vor dem für Mannschaft und Fans Saisonspiel der Spiele gar nicht mal so unbegründet. Der Arminia-Chefstratege denkt sogar darüber nach, ausgerechnet gegen den Tabellenführer sein System ein wenig zu verändern. Neuzugang Radomir Dalovic von Beginn an aufzustellen, sei, so Rapolder, »durchaus eine Variante«. Allerdings nicht als alleinige Spitze, sondern mit Fatmir Vata als hängende direkt dahinter. »Ein 4-4-2-System ist möglich«, sagt der DSC-Coach, der dabei nicht ernsthaft daran denkt, Spielmacher Ervin Skela für den zusätzlichen Angreifer zu opfern. »Ervin macht momentan einen Selbstfindungsprozess durch«, begründet Rapolder, warum der Albaner seiner tollen Hinrundenform derzeit hinterherläuft. Dennoch: Weil Skela viel zum attraktiven Fußball des DSC beigetragen habe und ähnlich wie Delron Buckley ein verdienter Spieler sei, sieht Rapolder davon ab, Skela draußen zu lassen. Auch wenn der Trainer einräumt: »Unser Kader hat jetzt eine Größe, bei der jeder mal drankommen kann.«
Dass Daniel Bogusz und Massimilian Porcello nach ihrem Starteinsatz in Bochum bereits wieder Kandidaten für einen Bankplatz sind, erscheint unwahrscheinlich. »Beide haben ordentlich bis gut gespielt«, urteilt Rapolder.

Artikel vom 09.02.2005