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Ein Platz für Berti Vogts:
Spion bei der WM 2006

Bundestrainer Klinsmann fordert die DFB-Rückkehr

Düsseldorf (dpa). Bundestrainer Jürgen Klinsmann will seinen »Ziehvater« Berti Vogts zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) zurückholen. Offenbar hat er für den Alt-Bundestrainer die vakante Stelle als Chefscout für die WM 2006 reserviert.
Vogts habe ein »unglaubliches Know-how, ein großes Fachwissen und internationale Anerkennung«, schwärmte Klinsmann. »Wenn der DFB ein Jahr vor der Weltmeisterschaft die Möglichkeit hat, Berti Vogts in irgendeiner Form für Planungen in der Zukunft einzubinden, dann sehe ich das als absolut positiv an,« stellte der Bundestrainer fest.
DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder zeigte sich von der geplanten Rückhol-Aktion, die die »Bild«-Zeitung bereits als perfekt meldete, etwas überrumpelt: »Der Trainerstab hat uns vor einigen Tagen gesagt, dass er gerne einen Scout hätte. Über Namen ist aber nicht gesprochen worden.« Eine Entscheidung über Vogts habe »der DFB zu treffen, und eine solche Entscheidung ist bisher noch nicht getroffen worden«.
Vogts, der vor knapp sieben Jahren als Bundestrainer und im November 2004 als schottischer Coach zurückgetreten war, signalisierte in der Münchner Zeitung »tz« Interesse an einem Comeback. »Ich habe über 20 Jahre für den DFB gearbeitet, das war eine schöne Zeit. Und wenn Interesse besteht, werde ich mich mit Oliver Bierhoff und Jürgen Klinsmann zusammensetzen«, sagte er.
Bereits vor Monaten habe er mit Mayer-Vorfelder ein lockeres Gespräch geführt, berichtete der Fußball-Lehrer, der zwischen 1990 und seinem Rücktritt 1998 Bundestrainer war. Zugleich betonte er: »Eine Rückkehr zum DFB käme auf das Aufgabengebiet an.«
Für die jetzt ausgeschriebene Rolle des »Chefspions« scheint Vogts, der nach wie vor vom DFB eine monatliche Rente von 3000 Euro erhalten soll, geradezu prädestiniert. »Wir suchen einen Scout, der detaillierte Analysen vom Gegner erstellt, der Sachverstand und internationale Kontakte besitzt. Er muss unsere Philosophie vom Fußball aufnehmen und analytisch denken können«, beschrieb Team-Manager Oliver Bierhoff die Anforderungen.
Vogts war bereits beim WM-Erfolg 1990 als Assistent von Teamchef Franz Beckenbauer für die Gegnerbeobachtung zuständig. Auch verfügt er über die geforderten internationalen Kontakte, beispielsweise als Mitglied der Kommission des Weltverbandes FIFA zur Entwicklung des Fußballs.
Zudem verbindet Vogts vor allem mit Klinsmann eine enge Beziehung. So hatte er im vergangenen Sommer, als der DFB auf der Suche nach einem Nachfolger für Teamchef Rudi Völler war, die Verpflichtung Klinsmanns eingefädelt. Zunächst hatte er Klinsmann in Kalifornien aufgesucht und sich erkundigt, ob der frühere Weltklassestürmer überhaupt Interesse habe. Anschließend gab er dem DFB den Tipp, Klinsmann zu kontaktieren.
Klinsmann als Kapitän sowie Bierhoff als Schütze des »Golden Goal« im Finale gegen Tschechien hatten maßgeblichen Anteil am EM- Titelgewinn 1996 in England, dem größten Erfolg von Vogts in seiner Amtszeit als Bundestrainer.

Artikel vom 09.02.2005