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Gute Taten zahlen sich aus

Studie: Betriebe, die sich gesellschaftlich engagieren, sind erfolgreicher

Von Edgar Fels
Gütersloh/Bielefeld (WB). Handwerksbetriebe, die sich gesellschaftlich engagieren, sind häufig auch wirtschaftlich erfolgreich. Zu diesem Ergebnis kommt eine gestern veröffentlichte Studie des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) im Auftrag der Gütersloher Bertelsmann Stiftung.

»Ein Großteil des gesellschaftlichen Engagements spielt sich im sozialen Bereich ab«, sagte der wissenschaftliche Leiter der Studie, Gunter Kayser. »Dabei geht es nicht um Spenden, sondern um ein dauerhaftes Engagement«, betonte er. Ein Beispiel sei die Druckerei, die in ihrem Betrieb die Schülerzeitung unentgeltlich drucke.
Ebenso könne sich das Engagement des Betriebes aber auch im Bereich Kultur oder Sport abspielen. »Natürlich hat der Erfolg viele Väter«, sagte Kayser weiter. Wichtig seien auch Betriebsklima und Mitarbeitermotivation.
Der gute Ruf, der diesen Unternehmen schließlich bei Kunden und Lieferanten vorauseilt, führe auch bei Banken zu Pluspunkten. Etwa wenn es um die Vergabe von Krediten geht. Die soziale Kompetenz eines Betriebes gehöre beim Rating zu den »weichen« Faktoren und werde entsprechend berücksichtigt, sagte Kayser.
Von einem so entstandenen Netzwerk - auch unter »gleichgesinnten« (Kayser) Unternehmen - können positive wirtschaftliche Impulse ausgehen. Anders ausgedrückt: Gute Kontakte und gute Taten ziehen Aufträge nach sich. Kayser: »Die Betriebe werden dann auch über ihre Region hinaus bekannt und können neue Kunden gewinnen.« Dies sei gegenüber anderen Firmen ein erheblicher Wettbewerbsvorteil.
Fast alle untersuchten Betriebe hätten in den vergangenen Jahren neue Märkte erschlossen, 26 Prozent sogar im Ausland. Diese Quote liege doppelt so hoch wie die des gesamten Mittelstandes.
Zu den Unternehmen, die sich gesellschaftlich engagieren, gehört in Bielefeld die Schlosserei Metallbau Deppe (19 Mitarbeiter). Als der Familienbetrieb im vergangenen Jahr sein 130-jähriges Bestehen feierte, setzte Deppe mit einer Lehrstellenaktion ein Zeichen. Man wolle, so die Ankündigung, bei Kunden und Lieferanten 130 Lehrstellen einwerben. »Wir werden immer wieder auf diese Aktion angesprochen und erhalten viel positive Resonanz«, sagte gestern Schlossermeister Jürgen Deppe.
Ob die in der Öffentlichkeit viel beachtete Aktion allerdings zu mehr wirtschaftlichem Erfolg geführt habe, sei »schlecht greifbar«, sagte Deppe. »Unser Auftragsbestand war im vergangenen Jahr gut und er ist es auch jetzt.«
Die Wissenschaftler des IfM-Institutes hatten 175 Betriebe untersucht, darunter auch einige aus der Region. Kayser sieht in den Ergebnissen der Studie ein deutliches Signal für das übrige Handwerk und den gesamten Mittelstand. Innovation sei ein Schlüssel zum Erfolg.
Die untersuchten Firmen haben sich um den Handwerks-Preis 2005 beworben, den die Bertelsmann Stiftung am 16. Februar in Berlin gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks verleiht. S.4: Kommentar

Artikel vom 09.02.2005