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Mit den richtigen Tipps schaffen es Eltern, dass ihre Kinder gesund essen.

So schmeckt es der Familie

Kochen für Kinder - vollwertig, gesund und lecker soll es sein

Von Tina Eichmüller
Schon im frühsten Kindesalter wird der Grundstein für das spätere Essverhalten gelegt. »Alle Eltern sollten daher bewusst mit dem Thema Ernährung umgehen und ihren Kindern ein Vorbild sein«, betont Dagmar von Cramm, Autorin des Buches »Kochen für Kinder«.

Beim Kochen sind vor allem drei Schlagworte wichtig: vollwertig, gesund und lecker. »Essen soll aber in erster Linie Spaß machen«, sagt die Ernährungsberaterin. Nebenbei müssen aber auch Regeln eingehalten werden. »Man sollte feste Mahlzeiten in den Alltag integrieren und sich Zeit zum Essen nehmen.« Je älter die Kinder werden, desto mehr verschiedene Lebensmittel essen sie. »Vom Kindergartenalter an können alle Sparten wie Fleisch, Gemüse, Fisch oder süße Hauptgerichte zum Einsatz kommen«, sagt von Cramm. Extreme Geschmacksrichtungen stoßen jedoch meist auf Ablehnung.
»Was Kindern nicht schmeckt, ist natürlich individuell. Oft werden jedoch Kohlsorten wie Wirsing oder Rosenkohl verschmäht. Kohlrabi, Brokkoli und Blumenkohl sind beliebter, da sie nicht so geschmacksintensiv sind«, verrät die Expertin. Auch bei Meeresfrüchten, aromatischem Käse, Blattspinat und scharfen Gewürzen verzieht der Nachwuchs meist das Gesicht. »Was aber niemanden daran hindern sollte, seine Kinder später wieder zum Probieren anzuregen«, betont die Autorin.
Wer will, dass das Essen am vorgesehenen Ort landet, kann schon bei der Vorbereitung vieles richtig machen. »Beziehen Sie die Kinder beim Einkauf und in der Küche mit ein, dann ist die Mäkel-Haltung später viel geringer«, rät die Autorin. Will das Kind nicht essen, was auf den Tisch kommt, sollte es nicht automatisch Alternativen angeboten bekommen.
Es kann aber auch triftige Gründe geben, wenn die Sprösslinge das Essen verweigern: Kinder im Vorschulalter können Dinge beispielsweise noch nicht so leicht kauen wie Erwachsene. »Kochen Sie daher Gerichte mit viel Sauce, das macht es leichter.« Außerdem sollte immer viel Wasser zum Essen bereitstehen. »Wasser ist der beste Durstlöscher und stört die Aufnahme der verschiedenen Nährstoffe am wenigsten.« Limonaden machen hingegen nur dick.
Sind die Zöglinge schon in der Schule, kann durchaus mit ihnen »verhandelt« werden. »Die meisten Kinder mögen Gemüse roh lieber als gekocht, erlassen Sie ihrem Kind also zum Beispiel die Hälfte der gekochten Möhren, wenn es vor dem Essen eine rohe Rübe verspeist«, rät die Autorin. Die Solidarität des Partners ist am Tisch besonders wichtig. »Egal wer gekocht hat, der andere sollte nicht vor dem Kind sagen, dass es nicht schmeckt oder sich etwas anderes nehmen«, betont von Cramm.
Eher unbeliebte Speisen können durch leckere Kombinationen schmackhaft gemacht werden. »Fisch wird beispielsweise viel attraktiver, wenn er mit einer Scheibe Schinken umwickelt und mit Tomatensauce serviert wird«, sagt von Cramm. Ähnlich gut komme »Fritto Misto« an, im Bierteig ausgebackenes Gemüse. »Als Beilage empfiehlt sich ein saftiges Risotto mit Tomatensaft oder auch mal Ketchup, von fettiger Remoulade rate ich ab«, sagt die Autorin.
Genau wie die Erwachsenen lassen sich auch Kinder durch ein ansprechendes Äußeres verlocken. »Gemüse wird durch lustige Formen, wie zum Beispiel als Gurkenschlange oder in Gestalt eines ganzen Rohkost-Knabberzoos, interessant.« Ein optischer Höhepunkt ist auch ein Paprikaschiffchen mit Salatsegel. Fingerfood oder Essen auf Holzspießchen appelliert zusätzlich an den Spieltrieb. Portionierte Mahlzeiten wie Kartoffelmuffins finden ebenso reißenden Absatz.
Ist die Zeit einmal knapp, oder wenn die Hauptmahlzeit der Familie abends eingenommen wird, eignen sich »Mutter-Kind-Rezepte« als Mittagessen. »Das schmeckt beiden und geht schnell. Gut geeignet sind Suppen, aber auch ein Omelette oder kleine Tomatenschnitzel im Teig bieten sich an«, sagt von Cramm. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Kleinen rangieren meist süße Hauptgerichte wie der Ofenschlupfer, Aprikosen im Grießbett oder eine leckere Zwetschgenlasagne. »Süße Mahlzeiten sind viel besser als ihr Ruf. Sie machen satt und stillen den Süßhunger der Kids, man sollte also nicht damit sparen«, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.
Wer süße Leibspeisen mit viel Obst oder mit Vollkornprodukten zubereitet, erhält ein vollwertiges Essen auf Kohlehydrat-Basis mit wenig Fett und wenig Eiweiß. »Diese Speisen machen nicht automatisch dick. Problematisch sind vor allem die Süßigkeiten und Knabbereien, die zwischendurch gefuttert werden«, betont von Cramm. Wer viel zwischendurch nascht, verliere das wichtige Gefühl der Sättigung. Naschen sollte zwar erlaubt, aber nicht die Regel sein. »Geben Sie niemals einem hungrigen Kind vor dem Essen etwas Süßes«, betont die Ernährungswissenschaftlerin. Zudem sollte Naschwerk kleinen Kindern nicht zur freien Verfügung stehen, da es sie überfordert. ddp

Artikel vom 17.06.2005