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Hauptmotiv: Geldgier

Robert Hoyzer gibt bei Kerner Manipulationen zu

Hamburg (dpa). Noch vor Bekanntwerden des Wettskandals wollte der Hauptbeschuldigte Robert Hoyzer aus den Manipulations-Machenschaften aussteigen. »Das hört sich jetzt blöd an. Aber vor Wochen war ich dabei auszusteigen, weil ich gemerkt habe, dass ich leistungsmäßig wahnsinnig nachlasse«, sagte Hoyzer gestern Abend in der ZDF-Sendung »Johannes B. Kerner«.

Bei einem Schiedsrichter-Lehrgang Mitte vom 14. bis 16. Januar sei er von einem Mitglied des DFB-Schiedsrichterausschusses angesprochen worden. Er habe ihm »klipp und klar gesagt, dass ich eine Kohle drauf legen müsse, sonst wird es mit der Saison nichts und ich könnte quasi von vorn anfangen«. Am 19. Januar informierten vier Schiedsrichter- Kollegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Zusammenhang mit Ungereimtheiten mit von Hoyzer geleiteten Spielen und lösten den Wettskandal aus.
»Geldgier« nannte der Berliner als Hauptmotiv für seine Manipulation. An den Fußball habe er dabei nicht mehr gedacht. »Ich habe die Aufgabe nur darin gesehen: Ist was möglich und inwiefern kann man es beeinflussen, um möglichst viel Geld herauszuholen.« Er schäme sich »für die ganze Sache«, sagte er. Hoyzer hat vor der Berliner Staatsanwaltschaft bereits gestanden, vier Spiele verpfiffen und dafür insgesamt 67 000 Euro und einen Plasmabildschirm von seinen kroatischen Hintermännern kassiert zu haben. Er schäme sich »für die ganze Sache«, sagte er. Neue Namen und neue Enthüllungen gab es nicht von Hoyzer, der von seinem Anwalt Thomas Hermes in die in Hamburg aufgezeichnete Sendung begleitet wurde. Das Publikum im Studio empfing ihn mit Pfiffen. Er könne die Reaktionen verstehen, meinte Hoyzer.
Die Sicherheitsvorkehrungen vor der Sendung waren groß. Abgesichert von Polizei- und Sicherheitskräften in Mannschaftsstärke gelangte Hoyzer unbehelligt zur Aufzeichnung der 599. ZDF-Sendung. Dutzende Kamerateams, Fotografen und Journalisten warteten vor dem Hamburger TV-Studio am Rothenbaum. Sie konnten nur einen kurzen Blick auf Hoyzer erhaschen.
Sein Auftritt war im Vorfeld kritisiert worden. DFB-Schiedsrichtersprecher Manfred Amerell sprach von einem Skandal, »dass ein Verbrecher ein Forum bekommt und in einer Talkshow auftritt«. Kerner und das ZDF hatten die Einladung verteidigt.

Artikel vom 09.02.2005