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Ein Kleid
voll großer
Gefühle
Bräute vor der schönen Qual der Wahl
Die Vielfalt ist überwältigend: Brautkleider, so weit das Auge reicht. Dicht an dicht hängen sie auf den Kleiderstangen des Verler Modehauses Starp, das sich damit rühmt, die größte Auswahl Westfalens zu haben: 10 000 Teile auf 80 Quadratmetern, die Hälfte davon Brautkleider.
Da erscheint es fast unmöglich, sich aus all' diesen Träumen in Weiß das Richtige herauszusuchen, oder nicht? Maja Wilczynski jedenfalls weiß ganz genau, was sie will.
Zielstrebig eilt die hübsche, 24 Jahre junge Frau auf die Kleiderstange zu, wo Brautkleider der Größe 36 hängen. Im Juli will sie ihren Freund André heiraten, und sie hat schon ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie sie an dem schönsten Tag in ihrem Leben aussehen möchte. »Auf jeden Fall soll mein Kleid weiß sein, lang, und in der A-Linie nach unten weit auslaufend.«
Kein Problem für Verkäuferin Elain Zoller - mit zielsicherem Griff holt sie zwei, drei Kleider aus der weißen Masse heraus, die sie der jungen Bielefelderin präsentiert. Die Auswahl findet auch die Zustimmung der beiden Freundinnen von Maja Wilczynski - und das ist wichtig: Nadine Koslowski und Nicole Hunke sollen schließlich an dem besonderen Tag auch Brautführerinnen sein. Zudem ist wohl den meisten Frauen die Meinung guter Freundinnen bei dieser Wahl wichtig. Aber auch der Rat der älteren Generation ist gefragt: So war auch Majas Mutter bei der Auswahl des Kleides mit dabei, und auch die Meinung der künftigen Schwiegermutter soll noch eingeholt werden.
Der einzige Mann, der bei der Klärung dieser Frage geduldet wird, ist Luis Enrique, der 19 Monate alte Sohn von Nadine Koslowski - und auch das aus gutem Grund: Er soll bei der Hochzeit Blumen streuen. Ansonsten hält die Braut es mit der Tradition: »Mein Freund darf das Kleid auf keinen Fall vorher sehen - das soll ja auch Unglück bringen!«
So wie sie halten es immer noch die meisten Bräute, weiß Petra Starp, die in vierter Generation einmal die Geschäftsführung des Modehauses von 1881 von ihren Eltern übernehmen wird. Aber auch wenn die künftigen Ehemänner nicht mitkommen dürfen: Den Rest ihres Familien- und Freundeskreises bringen die Frauen häufig mit. Nicht immer die beste Idee, findet Petra Starp: »Mitunter gehen die Geschmäcker von Jung und Alt doch sehr weit auseinander, und dann wird es manchmal schwierig, einen Kompromiss zu finden.«
Etwas anders ist das bei Ute Mirioni aus Marienfeld. Die 37-Jährige war gemeinsam mit ihrem Zukünftigen bei einer Hochzeitsmesse in Marienfeld - und dort hat sie sich auf Anhieb in ein Kleid verliebt. Heute allerdings kommt sie ohne den Verlobten, um das gute Stück in Ruhe anzuprobieren. Stattdessen sollen ebenfalls Mutter und Freundin einen Rat geben, denn Ute Mirionis Wahl ist ungewöhnlich: Ihr Kleid ist ganz schmal geschnitten und leuchtend rot. Gern lässt sie sich von Petra Starp überreden, auch andere Kleider zu probieren - letztlich aber bleibt sie bei der zuerst getroffenen Wahl.
»Die meisten Frauen haben bei der Anprobe irgendwann das Erlebnis, dass sie sich richtig wohl fühlen, und dann wissen sie: Das ist mein Kleid«, sagt Petra Starp. Eine Erfahrung, die auch Maja Wilczynski an diesem Tag noch macht. Denn nach fünf, sechs Kleidern hat sie bemerkt: »Für die A-Linie bin ich wohl einfach zu klein.« Natürlich können Kleider gekürzt werden und können die Verkäuferinnen bei Starp kompetent beraten - sie sind allesamt ausgebildete Schneiderinnen. Bei den zumeist sehr liebevoll gearbeiteten Säumen und bestickten Bordüren der Kleider ist das aber sehr aufwändig - und verteuert natürlich auch den Preis des Kleides - und das, wo es bei Brautmoden ohnehin schon nach oben keine Preisgrenzen gibt.
»Ich war schon ganz verzweifelt und dachte, ich finde nie das Richtige«, erzählt Maja Wilczynski. Etwa zehn Kleider hat sie anprobiert - und dabei dank fachkundiger Beratung aber gleichzeitig erkannt, was sie wirklich gut tragen kann. Schnell ist sie auch im Gespräch mit einer anderen zukünftigen Braut, die eine Kabine weiter Kleider probiert. Sogleich sind die Frauen beim vertrauten Du, beurteilen gegenseitig ihre Kleider und geben sich Tipps. Heiraten verbindet.
Letztendlich entscheidet sich Maja Welczynski für ein Kleid, das mit ihrer ursprünglichen Vorstellung nicht mehr viel gemein hat. Das beginnt bei der Farbe: Weiß ist das Kleid nicht. Weitere Details werden aber nicht verraten, schließlich will Maja Wilczynski ihren André im Juli noch überraschen können. Und während für sie die Hochzeits-Planungen auf Hochtouren laufen, wartet ihr Kleid bei Starp auf seinen großen Auftritt - am schönsten Tag im Leben der jungen Frau. Corinna Strate
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und Hochzeit auf Seite 7

Artikel vom 26.02.2005