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Sicherheit steht im Mittelpunkt
14 Sprengmeister sorgen an der Zugspitze für kontrollierte Lawinen
Auch wenn in den vergangenen Tagen höchste Lawinengefahr in den Alpen herrschte -Êauf der Zugspitze sind Skifahrer sicher, wenn sie sich auf gekennzeichneten Pisten bewegen.
14 Mitarbeiter der »Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG« sorgen bis in den Mai hinein für Lawinensicherheit. »Pro Saison setzen wir 2,5 bis 3,5 Tonnen Sprengstoff ein, um kontrollierte Lawinenabgänge auszulösen«, erklärt Marcellus Spiegl. Der stellvertretende Leiter der Seilbahnen und Lifte auf der Zugspitze ist schon seit 36 Jahren bei der Zugspitzbahn - und kennt das Gebiet besser als andere ihren eigenen Garten.
Das von drei Seiten mit Felsen umringte Zugspitzplatt, das sich nach Osten hin öffnet und einen wunderschönen Blick auf die umliegenden Berge freigibt, gilt als landschaftlich überaus reizvoll. Aber es hat es auch in sich: Um ungetrübtes Wintersportvergnügen zu garantieren, ist jede Menge Erfahrung erforderlich.
Die Sprengmeister sind allesamt Mitglieder der Lawinenkommission. Dieses Expertengremium hat die Wetterentwicklungen sowie die Lage vor Ort permanent im Auge und den offiziellen Lawinenlagebericht des Wasserwirtschaftsamtes Bayern auf dem Tisch. Wenn mit Neuschnee zu rechnen ist, müssen die Sprengmeister oben übernachten, damit sie am nächsten Morgen um 3.30 Uhr loslegen können. Denn wenn die ersten Skifahrer und Snowboarder zum Zugspitzplatt kommen, soll das Gebiet schon wieder lawinensicher sein.
»Normalerweise schaffen wir das auch - dann sind die Sprengungen bis 9 Uhr beendet und auch die letzte Sperrung ist wieder aufgehoben«, so Marcellus Spiegl. Später wird's nur, wenn es in einer Nacht mal 60, 70 Zentimeter schneit. Dann müssen alle elf Sprengbahnen bestückt werden - mit insgesamt 140 Kilo Ladin, einem handhabungssicheren Sprengstoff, der als Pulver in 2,5 Kilo schweren Plastikschläuchen abgefüllt ist.
Mit Pistenraupen und je 30 bis 60 Kilo Ladin machen sich die Experten auf den Weg zu den fest im Gelände installierten so genannten Sprengbahnen, die im Prinzip aus zwei Scheiben und einem umlaufenden Stahlseil bestehen, an dem die explosive Ladung befestigt wird. Bei den kleinen Sprengbahnen wird das Ladin mit Handkurbeln oder Elektromotoren in Position gebracht. Darüber hinaus gibt es drei bis zu drei Kilometer lange Hightechbahnen, die gleich mehrere Sprengsätze zu ihrem jeweiligen Bestimmungsort befördern. Und das muss schnell gehen. Denn vor dem Start wird die Zündschnur angesteckt - und in exakt sechs Minuten erfolgt der Knall. Eiserne Regel: Zu diesem Zeitpunkt müssen die Sprengmeister in sicherer Entfernung vom Detonationsort sein, damit sie nicht von der Druckwelle erfasst werden. Schließlich soll der Sprengsatz nur den kontrollierten Lawinenabgang an den neuralgischen Punkten auslösen. »Dazu ist es wichtig, dass die Ladung bei der Explosion nicht im Schnee liegt - bei 1,5 bis zwei Metern über der Oberfläche erzielen wir die beste Wirkung«, sagt Spiegl.

Artikel vom 12.02.2005