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Emotionales mit viel Klangsinn

Das »Trio affabile« begeisterte beim Jungen Konzertpodium

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Sie sind jung, begnadet talentiert und erhalten an der Musikhochschule in Detmold derzeit den letzten Schliff.

Damit bringen Claudia Sautter (Klarinette), David Rauh (Violoncello) und Hiroko Arimoto (Klavier) genau die richtigen Voraussetzungen mit, das Junge Konzertpodium der Theater- und Konzertfreunde zu bereichern. Als »Trio affabile« hinterließen sie einen reifen Eindruck.
Und der setzt sich aus technischer Vollkommenheit, einer gut aufeinander abgestimmten kammermusikalischen Haltung sowie einer von detailverliebter musikalischer Durchdringung gekennzeichneten Interpretationsweise zusammen. Bereits im postromantischen Trio a-Moll op. 90 eines Hermann Zilcher beeindruckt der gefühlvolle Zugang im sich allmählich steigernden Variationssatz, der runde, später vielfältig modulierte Ton, die kantile Linienführung von Cello und Klarinette in Kombination mit dem pointiert umspielenden Klavier. Und diese Empfindsamkeit, die das Trio mit jeder Note erzeugt und ausstrahlt, egal ob emotional aufgeheizt oder fröhlich verspielt, vermag zu fesseln.
Auch im Brahmschen Spätwerk, dem Trio in a-Moll op. 114. Cello und Klarinette vereinten sich hier in eigentümlich sanfter Weise und verzauberten sowohl im warmen Ton der Tiefklangregister als auch mit affektvoller Artikulationsweise. Thematische Entwicklungen wurden mit nicht nachlassender Konzentration und emotionaler Durchdringung serviert und das raffinierte rhythmische Geflecht stets minutiös und pointiert ausgearbeitet.
Das emotionale Spektrum der Beethoven-Sonate C-Dur op. 102/1 loteten Cello und Klavier weit aus. Überhaupt verzauberte David Rauhs satter, runder Celloton, den er ganz unterschiedlich abzutönen versteht. In Kombination mit Arimotos perlend-pointierter Anschlagskultur entstand bisweilen der Eindruck von schwebender Leichtigkeit bei gleichzeitiger Erdverbundenheit. Im insgesamt sehr energetisch-dialogischen Zugang geriet diese Beethoven-Wiedergabe zu einem aufregenden Hörerlebnis.
Vier kurze, atonale Stücke von Alban Berg dienten Klarinette und Klavier als expressive Momentaufnahmen. Mit großer Ausdruckskraft wurden feinsinnig durchdachte Verästelungen der minimalistischen Anlage klangsinnlich musiziert.
Ein kleines Publikum dankte mit langem Applaus für eine große Leistung.

Artikel vom 09.02.2005