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18 Geburtstagsgäste
wachen nicht mehr auf

Defekter Ofen führt in spanischem Dorf zur Tragödie

Castellón (dpa). In Spanien haben am Sonntag 18 Gäste einer Geburtstagsfeier im Schlaf eine tödliche Gasvergiftung erlitten. Nur der Gastgeber und seine Freundin überlebten. Das jüngste Opfer ist 17 Jahre alt.

Sie hatten bis tief in die Nacht gefeiert und waren irgendwann hundemüde in ihre Betten gefallen. Sie sollten nicht wieder aufwachen. Die 18 Freunde, die in einer Herberge nahe Castellón im Osten Spaniens an einer Gasvergiftung starben, wurden im Schlaf vom Tod überrascht. »Zunächst tritt der Atem- und dann der Herzstillstand ein«, sagte ein Experte an der Unglücksstelle. »Dass sie nicht gelitten haben, ist mein einziger Trost«, sagte die Cousine eines der Toten.
Begonnen hatte alles mit einer ausgelassenen Party. Die etwa 70 Gäste feierten in dem Landhaus des kleinen Bergdorfes Todolella den 50. Geburtstag von Bartolomé Meseguer, genannt Bartolo. Er und seine Freundin überlebten, weil sie in einem anderen Raum schliefen. »Ich wäre lieber tot«, schluchzte er gestern unter Tränen, während Leichenwagen mit den 18 Särgen in dem 140 Einwohner zählenden Ort eintrafen. Der Gastgeber hatte die leblosen Körper der elf Männer und sieben Frauen in den Hochbetten entdeckt, als er seine Freunde nach der durchfeierten Nacht wecken wollte. Die übrigen Gäste waren nach der Party abgereist. Bürgermeister Alfredo Querol sprach von einem »kollektiven Schock«.
Zum Verhängnis wurde der Festgesellschaft, dass die Heizung in dem umgebauten Adelspalast aus dem 15. Jahrhundert ausgefallen war. Die Gruppe wusste das und hatte deshalb tragbare Heizkörper mitgebracht. Einen davon stellte sie in den großen Schlafraum, der für die 18 Opfer zur Falle werden sollte. Nach Erkenntnissen der Ermittler funktionierte das Gerät nicht richtig: Entweder wich Kohlenmonoxid - eine Konzentration von einem Prozent in der Luft ist bereits tödlich - oder Butangas aus. Da die Fenster wegen der Kälte in 1100 Metern Höhe geschlossen waren, konnte das Gas nicht ins Freie entweichen -Êdie Opfer hatten keine Chance.
In dem entlegenen Bergdorf spielten sich gestern dramatische Szenen ab. Mehr als 150 Angehörige trafen ein, um die Toten zu identifizieren. Die Jüngste war 17, der Älteste 50 Jahre alt. Psychologen und Seelsorger betreuten die verzweifelten Familien. »Esther, Esther, wo ist meine Esther!«, schrie die Mutter eines der Opfer. Unter den Toten waren auch Mitglieder einer Musikgruppe, die auf der Feier gespielt hatte. »Einige sind vermutlich geblieben, weil sie getrunken hatten und sich nicht ans Steuer setzen wollten. Dass es sie das Leben gekostet hat, so vernünftig gewesen zu sein, schmerzt umso mehr«, sagte ein Anwohner.

Artikel vom 08.02.2005