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Kampf der »rechten« Rivalen

Eine WM-Position ist im Fußball-Nationalteam besonders umstritten

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Düsseldorf (WB). Noch 16 Monate. Fast eine halbe und danach nochmals eine komplette Bundesliga-Saison liegen vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Aber der Kampf um die 23 Plätze in der DFB-Auswahl beginnt schon an diesem Mittwoch - mit dem Länderspiel gegen den zweifachen Weltmeister Argentinien.

»Von jetzt an wird es ernst«, spornte Bundestrainer Jürgen Klinsmann seine Nationalkicker an. Der 40-Jährige, als Spieler 1990 Weltmeister, gilt zwar Experimenten aller Art gegenüber als aufgeschlossen, kommt aber an einer konventionellen Überprüfung der Kandidaten auch nicht vorbei. Und da bietet das Duell mit den Gauchos morgen um 20.45 Uhr in der Düsseldorfer LTU-Arena einen ersten Vorgeschmack auf die harten Auswahlkriterien: Nur wer sich in Tests der Güteklasse A bewährt, hat Chancen, im Juni 2006 das DFB-Trikot mit den drei Sternen über dem Herzen für die drei Weltmeister-Titel zu tragen.
Reinkommen war bisher relativ leicht, rausfliegen noch nahezu unmöglich. Dass der Bundestrainer jedoch klare Entscheidungen nicht scheut, zeigt das Beispiel Thomas Brdaric. Erst musterte Klinsmann den Wolfsburger Stürmer für das Benefizspiel gegen die Bundesliga-Allstars aus, dann fehlte der Name auch im Aufgebot für die Argentinien-Partie. Es bedurfte schon der Absagen des Kölners Lukas Podolski und des Gladbachers Oliver Neuville, um Brdaric nun als nächsten Nachrücker doch noch ins Team zu holen.
Klar gibt es auch Stammpersonal, einen festen Kreis, der sein Ticket sicher hat, wenn nichts passiert. Bewährte Kräfte wie Kahn, Ballack, Klose, Kuranyi, Frings, Schneider und gewiss auch Lehmann müssen nicht zittern, die neue Garde um Mertesacker, Huth, Hitzlsperger oder Owomoyela wird internationale Tauglichkeit weiter beweisen müssen.
Dabei trifft Armine Patrick Owomoyela, den Klinsmann erstmals bei der Asien-Reise in die DFB-Garde holte, auf besonders große Konkurrenz. Der Kampf der »rechten« Rivalen: Gerade auf dieser Außenbahn drängeln sich im Gegensatz zur fast verwaisten linken Seite zahlreiche Bewerber.
Der aktuelle Defensiv-Favorit des Bundestrainers kommt aus seinem Ex-Verein. Andreas Hinkel vom VfB Stuttgart ist erste Wahl auf der Position des rechten Verteidigers, er wird auch gegen Argentinien dort aufgestellt. Davor dürfte Klinsmann den Leverkusener Bernd Schneider aufbieten. Doch der Bayer-Allrounder kann auch hinten spielen - wie in seinem Klub, wo Paul Freier für die rechte Offensive zuständig ist.
Nach Verletzung und Formtief schaffte der frühere Bochumer die Rückkehr in die Nationalmannschaft. Die Bayer-Zange Freier-Schneider könnte daher auch für Deutschland zuschnappen. Im Angebot sind außerdem die Alternativen Torsten Frings vom FC Bayern München und der Berliner Arne Friedrich, die ebenfalls die Rollen draußen am Rasenrand übernehmen könnten.
Das »rechte« Reservoir ist also fast unerschöpflich. Da muss sich Owomoyela, der gestern in Düsseldorf wegen eines Pferdekusses im Oberschenkel nicht trainierte, erst einmal behaupten. Bei den Arminen begann er vorn und rückte inzwischen nach hinten in die Viererkette. Die baldige Genesung seines Teamkollegen Benjamin Lense versetzt Owomoyela voraussichtlich wieder in eine angriffslustigere Position. Da ist er variabel und auf seinem Flügel nicht festgelegt - was im Hinblick auf die Nationalelf-Karriere nur von Vorteil ist.
Dass dazu ein vorzeitiger Vereinswechsel zu einem im Europacup kickenden Klub seine WM-Perspektiven steigern würde, darf angenommen werden. Auch das ist aber noch Spekukation - genau wie in vielen Fällen die Vergabe der WM-Fahrkarten. Aus früheren Jahren ist bekannt, dass 40 Anwärter in Betracht zu ziehen sind. Es wird noch Entdeckungen geben. Und Enttäuschungen.

Artikel vom 08.02.2005