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Im Reich eines Sonderlings

Klaus Dieter Brauns »Intime Artefakte eines Jägers und Sammlers«

Von Uta Jostwerner (Text) und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Diese Ausstellung ist nichts für Ordnungsfanatiker - oder gerade doch!? In jedem Fall führt uns Klaus Dieter Braun im zur Wohnung umfunktionierten Souterrain der Galerie Artists Unlimited in das Reich eines Sonderlings.

Durch den im Hof gelegenen Hintereingang gelangt der Besucher in ein Umfeld, das mit keiner Spur mehr an die archaischen Ausstellungsräume der Galerie erinnert. Braun hat nicht nur Eingänge zugemauert und Wände neu gezogen, er hat zugleich auch das schrullige Lebensumfeld eines fanatischen Sammlers und Archivars penibel und detailverliebt konstruiert. Zugleich kann der Titel »Intime Artefakte eines Jägers und Sammlers« nicht annähernd die Irritationen beschreiben, die den Besucher beim Gang durch die sonderbare Wohnstatt ergreifen.
Warum hängen in der Küche Dutzende von Rucksäcken an der Wand? Im Schlafzimmer mit ungemachtem Bett befindet sich offenbar die archäologische Sammlung des Bewohners. Knochen, Steine und Fossilien lagern in Schränken und Schubladen. Indes, warum archiviert der Jäger und Sammler auch alte Kronkorken und wertlose Feuersteine? Und wozu braucht er all die alten Reisekoffer? Der Besucher durchwandert noch das Fotoarchiv mit unzähligen Dias in Leuchtschränken und das Reprostudio mit Macintosh-Computer und Digitalkamera ehe er ins Herz des »Messis«, den Tiefkeller, vorstößt. Das Szenario lässt gruseln. Meterhoch füllen wertlose Fund- und Sammlerstücke den Raum. Doch auch hier wird wie in sämtlichen anderen Zimmern scheinbar ernsthaft daran gearbeitet, eine Ordnung ins Chaos zu bringen.
Welcher virtuelle Geist in den Räumen haust, ist eine Frage, die Klaus Dieter Braun in seiner konzeptionell angelegten Installation nicht eindeutig beantwortet. Der Besucher soll selbst Antworten finden. Nur so viel verrät der Künstler, der mit dem Projekt in diesem Jahr zugleich sein Diplom an der Fachhochschule Bielefeld ablegte: »Es geht mir um alles, um Leben, Tod und um die Relativität von Werten.« Sammeln und Sortieren sei für ihn zudem eine Grundlage der menschlichen Natur.
Nebenbei hat Braun seine eigenen Marotten in die Installation einfließen lassen und auf die Spitze getrieben. Um die Mühe, die ihn die Rekonstruktion der alten Galerieräume zweifellos kosten wird, ist der Künstler wahrlich nicht zu beneiden. Ein Besuch der Ausstellung ist hingegen der Mühe wert. Noch am 11., 13., 18. und 20. Februar von 17 bis 20 Uhr.

Artikel vom 08.02.2005