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Patrioten holen die
Adler vom Himmel

Dritter Superbowl-Erfolg der New England Patriots

Jacksonville (dpa). Die New England Patriots haben zum dritten Mal in vier Jahren den Superbowl gewonnen.

Da geriet sogar Trainer Bill Belichick ins Schwärmen. »Dieser Sieg ist unglaublich, meine Spieler haben ihn einfach verdient. Sie sind das beste Team«, sagte der Headcoach des Titelverteidigers aus Boston nach dem 24:21 (0:0, 7:7, 7:7, 10:7)- Erfolg über Außenseiter Philadelphia Eagles im 39. Finale der National Football League (NFL) am Sonntag im Alltel Stadium von Jacksonville/Florida.
»Wir lieben es, für unsere Fans zu gewinnen. Wir genießen eine unglaubliche Unterstützung«, sagte Verteidiger Rodney Harrison nach dem dritten Titelgewinn in 53 Wochen. 78 125 Zuschauer sahen trotz aller Lobeshymnen auf die Sieger eine zwar spannende, aber keineswegs hochklassige Partie. Die Patriots waren cleverer und begingen weniger Fehler. »Ballverluste bringen dich um, für uns waren sie heute besonders schmerzlich«, sagte Eagles-Spielmacher Donovan McNabb. Der 28-Jährige sorgte für drei Touchdown-Pässe und 357 Yards Raumgewinn und lieferte damit eine Vorstellung, die in 39 Jahren Superbowl nur zwei Mal überboten worden ist.
Doch mit drei Fehlpässen machte McNabb seine Leistung selbst zur Makulatur. Auf der anderen Seite geriet der Patriots-Angriff durch Fouls immer wieder in Schwierigkeiten. So wurde es trotz der zwischenzeitlichen 24:14-Führung am Ende dramatisch. »Uns ist die Zeit weggelaufen«, analysierte Terrell Owens. Der Star-Passempfänger der Eagles, der sechs Wochen nach einer Sprunggelenkverletzung und einem Schienbeinbruch sein Comeback feierte, spielte trotz einiger guter Szenen und 122 Yards Raumgewinn keine herausragende Rolle.
Schon vor der Pause leisteten sich beide Teams drei Ballverluste und ein halbes Dutzend Fouls, nach der Halbzeitshow mit Ex-Beatles-Star Sir Paul McCartney ging das Fehlerfestival weiter. Mitte des Schlussabschnitts setzten sich die Patriots vorentscheidend ab. 108 Sekunden vor dem Ende gelang den Eagles der Anschluss, drei Sekunden vor Schluss wurde der letzte Pass von Philadelphias Spielmacher McNabb abgefangen. Zum besten Spieler wurde »Pats«-Passempfänger Deion Branch gewählt. Daneben überragte die Abwehr, angeführt von Rodney Harrison, Tedy Bruschi und Mike Vrabel, der sogar einen Touchdown-Pass von Quarterback Tom Brady abfing.
Boston gilt jetzt als Hauptstadt des US-Sports. Wie die Patriots als alter und neuer NFL-Champion sind auch die Red Sox dort zu Hause. Die »Rotsocken« holten im Oktober in der Major League Baseball zum ersten Mal seit 86 Jahren den Titel. Im eher provinziellen Jacksonville machten etwa 20 000 Patriot-Fans die Nacht zum Tage. Nach der Heimkehr wurden gestern in Boston Hunderttausende zur Siegesparade erwartet.
Die von US-Medien geprägte Formulierung einer Football-Dynastie der Patriots wollen die Spieler so nicht stehen lassen. Mike Vrabel lehnt sie trotz der aktuellen Dominanz ab: »Wir wollen einfach nur so gut wie möglich spielen, gewinnen und Meisterschaften holen.« Dass Belichick maßgeblich an den Titelgewinnen beteiligt ist, brachte dem Cheftrainer höchstes Expertenlob ein. Jimmy Johnson, TV-Fachmann und Anfang der neunziger Jahre als Headcoach der Dallas Cowboys für zwei Superbowl-Siege verantwortlich, nannte Belichick den »vielleicht besten Coach«.

Artikel vom 08.02.2005