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»Pippi« persönlich begegnet

Christian studierte in Stockholm - Skandinavien immer beliebter

Von Marius Thöne
Beverungen (WB). Für Christian Hippe ist im vergangenen Sommer ein Traum in Erfüllung gegangen. Er sicherte sich einen der begehrten Plätze für ein Auslandssemester. Sein Wunschland war allerdings ungewöhnlich. Der 28-jährige Beverunger, der an der Universität Paderborn im siebten Semester Wirtschaftspädagogik studiert, brach Anfang August mit dem Auto Richtung Schweden auf.

Sein Ziel: die Hauptstadt Stockholm. Warum gerade dorthin? »Das hat mit Kindheitserinnerungen zu tun«, schmunzelt Christian und denkt zurück an »Karlsson von Dach«, »Pippi Langstrumpf« und andere Figuren aus den Geschichten von Astrid Lindgren. »Mit Inger Nielsson, die im Film die Pippi spielte, bin ich sozusagen aufgewachsen«, erinnert sich der Student. Umso größer war die Freude, als er die heute 40-jährige Nielsson nach einem Theaterbesuch in Stockholm persönlich kennen lernen konnte.
Natürlich habe es auch noch andere Gründe gegeben, sich für Schweden zu entscheiden. »Ich war einfach neugierig, wollte mal über den Tellerrand schauen, ein anderes Land sehen und andere Lebensgewohnheiten kennen lernen«, sagt Christian, und als »bekennender Europafan« habe er sich für ein Land der Europäischen Union entschieden. Auslandsaufenthalte verbesserten außerdem die beruflichen Chancen nach dem Ende seines Studiums.
Sprachhindernisse habe es während seines fünfmonatigen Aufenthalts kaum gegeben. »Ich spreche zwar nur einige Brocken Schwedisch, dafür aber fast alle Schweden fließend Englisch«, berichtet er. Englisch war auch Unterrichtssprache in Vorlesungen und Seminaren, die er an der Stockholmer »School of Business« belegt hat.
Die Lebensart in Schweden sei eine ganz andere als in Deutschland. »Die Gesellschaft ist einfach viel offener.«. Auch König Carl-Gustav und Königin Silvia pflegten einen sehr nahen Umgang mit ihrem Volk. Gleichberechtigung der Geschlechter werde großgeschrieben. »In Schweden, wie in ganz Skandinavien ist es selbstverständlich, dass Väter Erziehungsurlaub nehmen.« Das Land sei außerdem sehr kinder- und jugendfreundlich. »Ich habe selten so viele junge Leute gesehen wie in Stockholm«, berichtet Christian von einer besseren Entwicklung als in Deutschland.
Den intereuropäischen Studentenaustausch fördert eine Organisation namens »Erasmus« mit Finanzmitteln der Europäischen Union. Ein Programm, mit dem neben Christian noch sieben weitere Paderborner Studenten das zu Ende gehende Wintersemester in Schweden verbrachten. »Die skandinavischen Länder erfreuen sich steigender Nachfrage«, stellt Tibor Werner Szolnoki, Pressesprecher der Paderborner Uni, fest. Beliebtestes innereuropäisches Austauschland für Studenten aus der Domstadt ist aber Spanien, gefolgt von Großbritannien. In Sachen Überseeaufenthalte dominieren die USA. Insgesamt haben im Wintersemester 171 Paderborner Studenten an ausländischen Partnerunis studiert.
Deutschlandweit steigt die Zahl der Auslandsstudierenden kontinuierlich an. Nach Angaben des Bundesbildungsministeriums verbringen 15 Prozent aller Studierenden mindestens ein Semester im Ausland. Im Jahr 2000 waren es nur 13 Prozent. Mehr Informationen über Auslandsaufenthalte und Förderungsmöglichkeiten für Studenten gibt es im Internet.
www.daad.de
www.uni-paderborn.de

Artikel vom 10.02.2005