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Hatten Spaß beim Jürmker Karneval: Selina und 100 weitere Kinder.

Immer weniger
Jecken auf dem
Klosterplatz

Dafür bunter Karneval in Jöllenbeck


Von Jens Heinze (Text), Hans-Werner
Büscher und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Die besucherstarken Zeiten der Rosenmontags-Freiluftparty auf dem Klosterplatz gehören wohl endgültig der Vergangenheit an. Nur noch 1400 bis 1500 überwiegend jugendliche Teilnehmer, so die offizielle Schätzung der Polizei, kamen gestern zur Karnevalsfeier. Damit wurde die Zahl des Vorjahres, als etwa 1600 Feiernde von den Ordnungshütern gezählt worden waren, noch einmal unterschritten.
Yasmin (25) und ihre Freundinnen Kristina, Melanie sowie Eva hatten sich vom Rosenmontag auf dem Klosterplatz mit Musik von DJ »Fama«, Tanz- und Gesangswettbewerben jedenfalls mehr versprochen. »Hier ist ja gar nichts los, lasst uns lieber zum Karneval nach Rietberg fahren«, stellten die Schülerinnen vom Westfalenkolleg enttäuscht fest. Nur fünf Minuten später waren die vier jungen Frauen, die sich als eine der wenigen »Jecken« bunt kostümiert hatten, von der Party verschwunden.
Alkoholbedingte Aus- und Unfälle waren es in den gestrigen Nachmittags- und Abendstunden, die Polizei und Rettungsdienst rund um den Klosterplatz in Atem hielten. Nach dem offiziellen Ende der Rosenmontagsfeier um 19 Uhr meldeten die mit drei Krankentransport- und einem Rettungswagen angerückten acht Helfer von der Arbeitsgemeinschaft Rettungsdienst neun Krankenhausfahrten und mehr als 20 Erste-Hilfe-Einsätze vor Ort. Besonders erstaunte Einsatzleiter Jens Heidbrink das Alter der mehr oder minder betrunkenen Patienten: »Kaum einer war älter als 15 Jahre.« Die Ende Januar direkt zur Karnevals-Hochzeit neu aufgelegte Kampagne von Stadt, Polizei und Einzelhandelsverband, keinen Alkohol an Kinder und Jugendliche zu verkaufen (das WB berichtete), habe zumindest gestern keinen durchschlagenden Erfolg gehabt, hieß es von den Sanitätern.
Ebenfalls gefordert auf dem Klosterplatz war die Polizei, »wenn auch nicht übermäßig«, so Hauptkommissar Rolf Bockermann. Wer Bier oder Wodka noch nicht trinken durfte, der erlebte an Ort und Stelle, wie Ordnungshüter den Inhalt der beschlagnahmten Flaschen auf die Straße kippten. Die uniformierten Kräfte schlichteten zudem kleinere Rangeleien, sprachen um die 40 Platzverweise aus und erstatteten sieben Strafanzeigen nach Körperverletzungen, Graffitischmierereien oder wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt.
Wie man friedlich und bunt kostümiert Karneval feiern kann, das zeigten gestern Mittag 150 Kita-Kinder und ihre Eltern aus ganz Bielefeld beim Straßenumzug in Jöllenbeck. Mit Festwagen und Musikbegleitung ging es durch den Ortsteil zum Kuhlohaus, wo dann eine Minidisko stattfand.

Artikel vom 08.02.2005