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Auch Ali trauert:
Schmeling bleibt
eine Box-Legende

Ehrung beim »Ball des Sports«

Los Angeles/Frankfurt/Main (dpa). Muhammad Ali hat mit tiefer Trauer und großer Achtung Abschied von Max Schmeling genommen. »Er war ein hervorragender Sportler, einer der größten Boxchampions, die jemals gelebt haben«, sagte der frühere Schwergewichts-Weltmeister in Los Angeles.

»Obwohl er es am Anfang nicht leicht hatte, wurde er ein ebenso erfolgreicher Geschäftsmann. Das wichtigste war jedoch, dass Max Schmeling ein guter und anständiger Mann war, der dafür kämpfte, woran er glaubte. Seine Legende wird ewig weiterleben«, meinte der Amerikaner bewegt.
In den USA, wo Schmeling seine legendären Kämpfe gegen Joe Luis bestritt, würdigten die Zeitungen das große Idol auf der ersten Seite. Im Sport-Fernsehsender ESPN hieß es: »Als Schmeling im zweiten Kampf gegen Joe Louis zu Boden ging, war dies das wichtigste Ereignis der Sportgesichte - größer als jeder Kampf von Muhammad Ali. Schmeling war ein Idol, eines, das nach dem Ende der Nazis sogar noch wuchs.«
An den Sensationssieg gegen Louis 1936 und die Niederlage zwei Jahre danach erinnerte auch Ali. »Er hatte eine Menge Respekt für Joe Louis innerhalb und außerhalb des Rings. Ich bin sicher, er ist im Himmel. Er und Joe werden jetzt über ihre Fights plaudern.«
Die schönste Beschreibung des außergewöhnlichen Sportsmannes und Menschen Max Schmeling fand Ed Brophy: »Er war größer als sein Sport selbst«, sagte der Präsident der International Boxing Hall of Fame in Canastota im US-Bundesstaat New York, in die Schmeling 1992 als einziger Deutscher aufgenommen worden war und wo nach der Nachricht von Schmelings Tod am Freitag die Fahne auf Halbmast wehte.
Alis Trainer Angelo Dundee meinte: »Max war für jeden von uns ein sehr guter Mensch. Dass er im späteren Leben zu Louis wie ein Engel war, ihn und seine Familie finanziell unterstütze, machte ihn in den USA zum größten deutschen Helden.«
Der 80-jährige Henry Lewin, für den und dessen jüdischen Bruder Schmeling in der Reichskristallnacht zum Lebensretter geworden war, sagte tief bewegt: »Es war so, als wäre ich auf der Stelle selbst gestorben. Ich habe geweint. Ich hätte nicht gedacht, dass ich Schmeling überleben würde«, erzählte der in San Francisco lebende Geschäftsmann. »Deutschland hat eine Ikone verloren, die durch niemanden ersetzt werden kann.«
Mit einer Würdigung der Sportlegende und des Menschen Max Schmeling hat auch Bundespräsident Horst Köhler den 35. Ball des Sports in der Frankfurter Festhalle eröffnet. Vor 2200 Ballgästen aus Sport, Politik, Wirtschaft und Show-Business zeichnete der Schirmherr der Veranstaltung den am Mittwoch im Alter von 99 Jahren an den Folgen einer Erkältung Gestorbenen für sein Lebenswerk posthum mit der »Goldenen Sportpyramide« aus.
Stellvertretend für den am Freitag beerdigten Schmeling nahm Ex-Weltmeister Henry Maske die Auszeichnung entgegen. »Max Schmeling hat nie Star-Allüren besessen. Vielleicht war das einer der Gründe für seine Beliebtheit«, sagte Köhler in seiner Laudatio.

Artikel vom 07.02.2005