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Hunde sollen Krebs
erschnüffeln können

Studie ergibt Trefferquote von 90 Prozent

Johannesburg (dpa). Shing Ling war der Beste. Er erschnüffelte bei Atemproben von Krebspatienten in 90 Prozent der Fälle das richtige Ergebnis. Das zumindest behauptet sein Trainer Kirk Turner, der die Schnüffelnase für richtungweisend bei der Krebs-Früherkennung hält.
»Ich glaube fest daran, dass Hunde bei Menschen mit einer Erfolgsquote von über 90 Prozent Krebserkrankungen erkennen können«, sagt der in Südafrika lebende Amerikaner. Er stützt seinen Optimismus auf eine noch unveröffentlichte dreimonatige Testreihe, die er im Auftrag der kalifornischen Pine Street-Klinik durchgeführt hat.
Anders als britische Wissenschaftler, die mit Urinproben auf eine immerhin gute Erfolgsquote von 41 Prozent kamen, hatte der Trainer seine Schützlinge zweieinhalb Wochen mit Atemproben trainiert. Bei den Tieren handelte es sich um Pudel, Labradors und portugiesische Wasserhunde. Aus einer Gruppe von fünf Proben musste jeder Hund in wechselnder Versuchsanordnung Atemproben eines Patienten mit Brust- oder Darmkrebs erkennen.
Die von einem polnischen Genforscher überwachte und gefilmte Testreihe steht nach Turners Angaben kurz vor der Veröffentlichung im Fachblatt »Cancer«.
Turner experimentiert mit seinen vierbeinigen Krebsschnüfflern seit 1999. Den Chinesen war schon vor 3000 Jahren bekannt, dass Hunde mit ihren extrem empfindlichen Nasen Krankheiten beim Menschen erriechen können. Wie dies genau geschieht, gilt aber noch immer als unklar. Dennoch ist Turner überzeugt: »Es funktioniert offensichtlich auch bei anderen Krebsarten.« Als ein japanisches TV-Team seine Arbeit filmte, legte sich Shing Ling auf die Füße des Kameramanns. »Später stellte sich heraus, dass der Mann Lungenkrebs hatte«, sagt Turner.
Ein anderes Mal legte sich Shing Lings Gefährtin, das Labrador-Weibchen Isabelle, bei einem Hunde-Wettbewerb auf die Füße einer Jurorin. Als man die Frau deswegen zu einer Krebs-Untersuchung drängte, wurde bei ihr ein Melanom diagnostiziert. In den vergangenen Jahren hatten Ärzte bereits mehrmals von Hunden berichtet, die Krebserkrankungen erschnüffeln. Erstmalig hatte das Medizinjournal »The Lancet« 1989 von einem Hund geschrieben, der ständig am Hautkrebs seiner Besitzerin schnupperte.
Turner bemüht sich nun um die Finanzierung eines dreijährigen Großversuchs, um in Südafrika die Erkenntnisse weiter zu erhärten.

Artikel vom 07.02.2005