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Zwieblers Schläge »am Rande der Legalität«

Badminton-DM: Hochklassiges Herrenfinale begeistert

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). 70 Minuten beharkten sie sich wie ein altes Ehepaar, dann war der einzige Favoritensturz der 53. deutschen Meisterschaften im Badminton perfekt: In einem begeisternden Herrenfinale mit Ballwechseln auf Spitzenniveau gab Marc Zwiebler (20) dem Bielefelder Abonnements-Meister seit 2000, Björn Joppien, in drei Sätzen das Nachsehen.

»Das war das Größte, was ich je im Badminton gesehen habe«, meinte Axel Seemann, mit der Gesamtleitung der »Deutschen« betraut, beeindruckt. Die Kulisse feierte Sieger wie Verlierer mit stehenden Ovationen. In den vier weiteren Konkurrenzen dominierten die an Position eins Gesetzten. Ingo Kindervater (TuS Wiebelskirchen) sahnte zwei Titel ab.
Weil er Schläge »in der Grauzone der Legalität« (Zwiebler) aus der Trickkiste zauberte, hatte der Herausforderer nach zwischenzeitlicher Übernervosität und mit blutigen Knien ob akrobatischer Einlagen das Quäntchen Glück auf seiner Seite. »Ich habe um jeden Ball gekämpft. Das hat doppelt weh getan«, verabschiedete sich der Spieler des 1. BC Beuel in den Karnevalstrubel, ob »in Bonn oder Mülheim. Voraussichtlich falle ich nach dem ersten Bier sowieso tot um«. Marc Zwiebler war nach dem Match so entkräftet, dass er sein Siegerinterview mit Hallensprecher Christian Holzmacher im Sitzen führen musste.
Verlierer Björn Joppien geriet nach verlorenem ersten Satz (6:15) früh in Bedrängnis - 1:7. Immer wieder suchte er ratlos den Blickkontakt mit seinem Langenfelder Coach Xu Yan Wang - und schaffte tatsächlich noch den Dreh. Mit 15:10 gewann er Durchgang zwei, egalisierte im dritten Satz zum 13:13 - mehr ging gestern nicht. »Ich hatte kein Gefühl«, blickt Joppien bedröppelt auf seine schwieligen Hände.
Seine Enttäuschung hielt sich in dennoch Grenzen. »Marc war heiß, hat sauviel riskiert und gewonnen. Wir haben höhere Ziele als die deutsche Meisterschaft. Ist doch prima, wenn wir jetzt international im Doppelpack auf einem Niveau alles aufmischen«, zollt die aktuelle Nummer 14 der Weltrangliste der Nummer 35 Respekt. Die beiden - bei Turnieren im Ausland zumeist Zimmergenossen - spielten in Bielefeld erstmalig auch im Herren-Doppel zusammen, schieden im Viertelfinale aus.
Dem neuen Chefbundestrainer Detlef Poste spielten Zwiebler und Joppien großartig in die Karten. »Wir wollen in den nächsten vier Jahren zielstrebig den Anschluss an die Weltspitze schaffen«, hofft Poste auf einen weiteren Entwicklungsschub seiner 38 Kaderathleten. Die Strukturen würden stimmen; hinzu kämen neue Ideen im Bereich der Trainingsqualität. »Da wollen wir den Dänen den Rang ablaufen. Das ist der Schlüssel«.
Von entscheidender Bedeutung für den Verband hinsichtlich Gelder vom Bundesinnenministerium sei das Abschneiden bei WM 2007 und Olympia 2008. Apropos: Am Rande der DM kam das DBV-Präsidium mit den Vorsitzenden der 16 Landesverbände zu einer Arbeitssitzung zusammen. »Um unser Leistungskonzept durchzuziehen, benötigen wir Geld, das uns angesichts reduzierter Gelder durch die öffentliche Hand fehlt«, so Prof. Dieter Kespohl, Chef des Deutschen Badminton-Verbandes. Und erleichtert: »Die Landesfürsten haben zugestimmt, dass sie durch Zuwendungen aus den Landesverbänden für den Fehlbetrag aufkommen«. Es handelt sich dabei um 100 000 Euro. Sport

Artikel vom 07.02.2005