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Kerner verteidigt
Hoyzers Auftritt

Assauer-Attacke gegen Jansen

Berlin (dpa). Die mediale Selbstvermarktung des Hauptbeschuldigten Robert Hoyzer und der Angriff von Rudi Assauer auf Jürgen Jansen haben die Schiedsrichter-Gilde in Rage gebracht. Mit heftiger Kritik reagierte ihr Sprecher Manfred Amerell auf den geplanten Auftritt des 25-Jährigen, der im Mittelpunkt des Fußball-Wettskandals steht, in der ZDF-Sendung »Johannes B. Kerner« morgen.
Hoyzer bekomme »500 Euro Honorar zuzüglich Mehrwertsteuer«, sagte der Moderator der »Süddeutschen Zeitung«. Vorwürfe, Hoyzer könnte bei ihm eine Plattform bekommen, wies Kerner zurück. »Diese Diskussion ist lachhaft. Die, die sich jetzt beschweren, sind die ersten, die seine Zitate dann drucken werden.«
»Einem Mann, der nachweislich betrogen hat, ein Forum zu bieten, ist die größte Unverfrorenheit«, sagte dagegen Ex-FIFA-Referee Amerell im »DSF-Doppelpass«.
»Es wundert mich, dass ein Mann wie Hoyzer überhaupt noch frei herum läuft. In München sitzt jemand seit einem halben Jahr im Gefängnis für eine Sache, die auch nicht in Ordnung war«, erklärte Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß und spielte auf den Bestechungsskandal um den in Haft sitzenden Karl-Heinz Wildmoser jr. an. Auch Schiedsrichter Jansens Anwalt Stephan Reiffen hatte die Medienpräsenz Hoyzers mit Argwohn betrachtet: »Hoyzer vermarktet sich - das machen wir mit Herrn Jansen nicht. Wir rennen nicht von Zeitung zu Zeitung, von Sender zu Sender.«
An der von Jansen verurteilten »Hexenjagd« gegen ihn hatte sich Assauer beteiligt. »Dass ein Schiedsrichter wie Jansen, der uns allgemein sehr wohl bekannt ist, da jetzt hinein rutscht, das überrascht mich nicht. Er ist vom Typ her sicher anfällig, sage ich mal so«, hatte der Schalke-Manager gesagt. Es gebe da »so ein paar Andeutungen, schon seit Jahren«.
»Ich bin geschockt«, kommentierte Amerell die Anspielungen. »Wenn er was weiß, soll er Beweise auf den Tisch legen. Einfach etwas in den Raum zu setzen, bereinigt die Situation nicht, sondern heizt sie an.« Laut Hoyzer soll auch Jansen manipuliert haben, der Essener beteuerte seine Unschuld.
Inzwischen gab Torhüter Georg Koch vom MSV Duisburg in der »Bild am Sonntag« an, an dass ihm vor dem letzten Spieltag der vorigen Saison 20 000 Euro angeboten worden seien, wenn er in der Partie seines Ex-Vereins Energie Cottbus gegen Jahn Regensburg zwei Tore zulässt. Zudem sei er am Telefon mit den Worten »Halt bloß die Klappe, sonst passiert dir was« bedroht worden, wenn er den Betrugsversuch öffentlich machen sollte. Kenntnis von diesem Vorgang bestätigte der DFB.
»Vor dem Spiel gegen Regensburg meldete sich ein Mann mit dem Namen Steffen Karl bei mir. Er bot mir 20 000 Euro für den Fall an, dass ich im Spiel gegen Regensburg ein, zwei Mal den Ball reinlasse«, sagte Koch. Der 33-Jährige hatte das kriminelle Angebot abgelehnt, Cottbus siegte am 23. Mai 2004 mit 3:0. Im Tor stand Tomislav Piplica, weil Koch sich verletzt hatte. Im Manipulations-Skandal ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen den ehemaligen Bundesligaprofi Steffen Karl. Der Abwehrspieler von Regionalligist Chemnitzer gab darauf eine Eidesstattliche Erklärung ab, nicht verwickelt zu sein.
Staatsanwaltschaft und Polizei werden ihre Aktivitäten zur Aufklärung des Skandals intensivieren. Von sofort an ermitteln vier Staatsanwälte. Zudem wird beim Landeskriminalamt eine Sonderkommission eingerichtet.

Artikel vom 07.02.2005