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Dr. Hermann Bleek ist auch im Ruhestand aktiv geblieben.

Soziales Miteinander
stets im Blick gehabt

Dr. Hermann Bleek feiert 90. Geburtstag

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die Dörfler von Seebruck am Chiemsee fragen den Vollblutmediziner immer noch um Rat. Hier in Bayern feiert der ehemalige Bielefelder Frauenarzt Dr. Hermann Bleek heute seinen 90. Geburtstag.

Der Jubilar erfreut sich bester Gesundheit und sieht vergnügt dem Besuch einer großen Zahl von Verwandten entgegen, zu der fünf Kinder, zwölf Enkel und vier Urenkel zählen. »Mein Vater ist immer noch ein leidenschaftlicher Segler«, berichtet Hermannn Bleeks Tochter Dr. Nanna Garrett-Bleek, die in Bielefeld als Psychotherapeutin und Neurologin praktiziert.
Darüber hinaus beobachte Bleek »mit wachsendem Ärger« die rot-grüne Gesundheitpolitik. »Mein Vater hat von jeher selbständiges Denken und Handeln gefordert und hält ein soziales Miteinander und bürgerliches Engagement für selbstverständlich. Deswegen kann er die administrativen Auswüchse unserer vom Staat dominierten Gesundheitsfürsorge nicht gutheißen«, sagt Nanna Garrett-Bleek.
Die Dynastie Bleek wird seit Urzeiten von Medizinern geprägt. Von Lübeck über Bonn nach Argentinien ging der Weg der Generationen; Bleek selbst wurde 1915 Berlin geboren, wohin seine Eltern aus Südamerika zurückgekehrt waren. »Auf halber Strecke zwischen dem Rheinland und der Hauptstadt hat mein Großvater Bielefelds erste Frauenklinik erbaut, die mein Vater 1951 übernahm«, erinnert sich Nanna Garrett-Bleek.
In der Klinik an der Artur-Ladebeck-Straße, später am Bültmannshof, halfen Hermann Bleek und seine Schwester 9500 Babys auf die Welt. Lange bevor modische Techniken propagiert wurden, war im Bleekschen Hause bereits die natürliche Geburt ohne störende Apparatetechnik eine Selbstverständlichkeit. Er bot Geburtsvorbereitungskurse an, und bei ihm durften bereits damals die Väter dabei sein, wenn der Nachwuchs den ersten Schrei tat.
1980 schloss die Klinik im Zusammenhang mit dem Krankenhausfinanzierungsgesetz, und Hermann Bleek ging nach Bayern in den Ruhestand. Untätig ist er dort jedoch nie gewesen. Der altsprachlich orientierte Ratsgymnasiast (»In meinem ersten Semester in Edinburgh habe ich kein Wort verstanden«) und seine Ehefrau Margarete »fragen sich jetzt täglich gegenseitig englische Vokabeln ab«, erzählt Nanna Garrett-Bleek.
In bewusstem Gegensatz zur modischen No-Future-Haltung hat sich Hermann Bleek einen gesunden Optimismus bewahrt. »Es gibt nichts Gutes, es sei denn, man tut es«, lautet das Motto des Gynäkologen, der 1982 das Bundesverdienstkreuz erhielt.

Artikel vom 07.02.2005