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Klein oder
groß, schlicht
oder raffiniert

Susanne Boerschepers »Schachtelidee«

Von Michael Schläger
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Sie sind klein oder groß, schlicht oder mit raffiniertem Innenleben. Vor allem aber: Jede sieht anders aus. Die Rede ist von etwas vermeintlich Profanem: Schachteln. Geschickt macht die Bielefelderin Susanne Boerscheper aus ihnen mit Stoff bespannte Kostbarkeiten. Seit Ende 2003 betreibt die 41-Jährige in einer kleinen Werkstatt an der Schneiderstraße ihre eigene Ich-AG. Der Name des Mini-Unternehmens: »Die Schachtelidee«.

Dicke Pappe, zu einem Bausatz zurechtgeschnitten, wird zunächst geklebt und dann der Stoffüberzug mit Buchbinderleim straff aufgebracht. Die Schachteln eignen sich als Schmuckkästchen, für Bleistifte und zum Aufbewahren der Korrespondenz, sagt Susanne Boerscheper.
Den Verwendungsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Im Minimodell heben kleine Kinder ihre Milchzähne wie einen Schatz auf, in einer größeren Box lassen sich die Briefe des Liebsten vor ungebetenen Blicken verstecken. »Sondermodelle« dienen als Schreibmappe oder haben gleich mehrere Etagen. Die Stoffauswahl bietet für jeden etwas: Teddybären für die Kleinen, Patchwork- oder Batikmuster in phantasievollen Farben.
»Ich habe mal an einem Workshop teilgenommen und dort das Herstellen solcher Schachteln gelernt«, erzählt die Mutter von zwei Kindern, wie sie auf die »Schachtelidee« kam. Heute gibt sie in dem Braker Geschäft, in dem sie ihre Stoffe kauft, selbst Kurse und weist Interessierte in die Kunst des Boxenbaus ein.
Inzwischen bietet Susanne Boerscheper auch vorgefertigte Pappen zum Selberbau an. Sie hat an Kunsthandwerkermärkten teilgenommen, ist am 5. und 6. März beim Markt in der Ravensberger Spinnerei und stellt zuvor beim Treffpunkt Hobby am 26. und 27. Februar im Erlöser-Gemeindehaus an der Gunststraße aus. Ein großer Wunsch: In ihrer Werkstatt möchte sie einen kleinen Verkaufsraum mit festen Öffnungszeiten einrichten. Doch die Genehmigung vom Amt lässt noch auf sich warten.
Susanne Boerscheper geht es wie vielen anderen Müttern. Die gelernte Erzieherin suchte nach der Familienphase den Weg zurück in eine berufliche Beschäftigung. Die Ich-AG eröffnete ihr die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten. »Die Arbeitsagentur hat mir in der Anfangszeit auch einen Berater zur Seite gestellt«, berichtet die Kleinunternehmerin. Der Experte half mit Tipps zu Werbung und Buchhaltung.
Im ersten Jahr gab's 600 Euro monatlichen Zuschuss von der Agentur, jetzt sind es noch 345. Ein Grundstock, der vor allem in die Sozialversicherung fließt. Susanne Boerscheper betont aber auch, dass ihr Weg in die Selbständigkeit nur funktioniert, weil die ganze Familie sie unterstützt. Neben Ehemann Thomas und den Kindern Maximilian (13) und Sophia (5) sind das auch ihre Eltern Margret und Willy Wirth.
Um neue Schachtel-Kreationen ist Susanne Boerscheper nicht verlegen. Inzwischen hat sie Modelle als Brillenetui und als edle Hülle für Verpackungen von Kosmetiktüchern angefertigt.

Artikel vom 10.02.2005