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Flucht mit Kind durch fünf Länder

Vater entführt Tochter nach Bosnien

Düsseldorf (WB/dpa). Ein schwer bewaffneter Mann (29) hat gestern im rheinischen Viersen seine Tochter (4) entführt. Die Flucht führte ihn 1500 Kilometer weit durch fünf Länder nach Bosnien, wo er nach 15 Stunden gefasst wurde.
Der 29-Jährige hatte zuvor gedroht, er werde sein Kind töten, sollte die Polizei versuchen, ihn aufzuhalten. Auslöser für das Familiendrama war in der Nacht zum Sonntag ein Streit des Mannes mit seiner 34-jährigen Ehefrau in Viersen gewesen. Gegen 1 Uhr hatte der Bosnier das Kind gewaltsam in seinen Wagen gezerrt, sich zwei Handgranaten und eine Pistole geschnappt und war losgerast. Spezialeinsatzkommandos aus NRW und Bayern verfolgten den Wagen bis Österreich, griffen aber nicht zu, um das Mädchen nicht zu gefährden.
In Passau überquerte der Mann gegen 7.20 Uhr die Grenze nach Österreich. Die österreichische Polizei meldete später, das Kind sitze angeschnallt in einem Kindersitz. Ein Zugriff sei nicht möglich gewesen, weil der Vater ständig mit seinen Waffen gedroht habe.
Der Bosnier flüchtete weiter nach Slowenien. Am Mittag erreichte der Flüchtige Kroatien. Bei einem Tankstopp konnte die Polizei erstmals Kontakt mit dem Mann aufnehmen. Er versicherte, nichts Böses im Schilde zu führen. Er wolle das Kind in Sicherheit bringen, weil er glaube, dass das Mädchen durch viele Männerbesuche seiner getrennt lebenden Ehefrau Schaden nehme.
Kurz darauf erreichte der bosnische Staatsbürger die Grenze seines Heimatlandes. Beim Grenzübertritt übergab der 29-Jährige den Beamten seine Handgranaten und die Pistole. Dann gab er erneut Gas. Gegen 15.45 Uhr, nach annähernd 15 Stunden, konnte der Mann von Polizisten in der bosnischen Stadt Novi Grad überwältigt werden. Das Mädchen blieb bei dem Zugriff unverletzt. Es wurde in die Obhut der in Bosnien lebenden Schwester des 29-Jährigen gegeben, berichteten örtliche Medien. Die Mutter, die die ganze Zeit über um das Leben ihres Kindes gefürchtet hatte, war seit Sonntag Morgen von Psychologen betreut worden.
Gegen den Täter ist in Deutschland Haftbefehl erlassen worden.

Artikel vom 07.02.2005