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38 Blutspender retten sein Leben

Uwe Redeker verlor fünf Liter - Jetzt will auch er zum Spender werden

Von Christian Althoff
Minden (WB). Mit 38 Blutkonserven haben Ärzte einen lebensgefährlich verletzten Motorradfahrer aus Hille (Kreis Minden-Lübbecke) gerettet. »Er hatte bereits mehr als zwei Drittel seines Blutes verloren«, berichtet Dr. Hamdullah Soleymani, Oberarzt für Unfallchirurgie am Klinikum Minden.

Speditionsberater Uwe Redecker (39) war auf seiner 1100er Suzuki unterwegs zur Arbeit, als er auf einer Landstraße mit Tempo 100 auf einen Wagen auffuhr: »Den hatte ich einfach nicht gesehen.« Der 39-Jährige flog über das Auto, erlitt beim Aufschlag lebensgefährliche Verletzungen und verlor das Bewusstsein.
»Zum Glück haben wir im Klinikum Minden einen sogenannten Schockraum«, sagt Dr. Soleymani. Dort stehen Ärzte aller Disziplinen bereit, wenn ein Unfallopfer eintrifft, um den Schwerverletzten optimal zu versorgen. »Es stand sehr schlecht um Herrn Redecker«, erinnert sich der Arzt. Die Mediziner stellten ein zertrümmertes Becken fest, einen gebrochenen Unterarm, einen gebrochenen linken Unterschenkel, zwei gebrochene Handgelenke, einen Harnröhrenriss, einen verletzten Darm und schwere Bauchverletzungen. »Dies alles hatte dazu geführt, dass der Patient auf dem Weg ins Klinikum ungefähr fünf Liter Blut verloren hatte - bei einer Gesamtmenge von etwa sieben Litern.«
Die Ärzte legten Uwe Redeker Zugänge zu Hals- und Armvene und gaben ihm eine Blutkonserve nach der anderen: »Und zwar der Blutgruppe 0 negativ, weil die von allen Menschen vertragen wird.« Dann begannen die Chirurgen, die Knochen zu richten und die Blutungen zu stillen. Außerdem mussten sie dem 39-Jährigen einen Meter Darm entfernen.
In den folgenden Wochen kämpfte Dr. Soleymani um das linke Bein seines Patienten: »Es wurde so schlecht durchblutet, dass eigentlich eine Amputation angezeigt gewesen wäre.« Doch in sieben Operationen schaffte es der Unfallchirurg, das Bein zu bewahren. Sechs Monate war Uwe Redeker nach dem Unfall arbeitsunfähig, doch seine Frau, eine Krankengymnastin, half ihm schließlich wieder auf die Beine. Heute erinnert nur noch ein leichtes Hinken an die dramatischen Wochen.
Jetzt, ein Jahr nach seinem Krankenhausaufenthalt, hat Uwe Redeker »seinen« Unfallchirurgen wiedergetroffen: »Ich wollte ihm danken, dass er mir erst das Leben und dann auch noch mein Bein gerettet hat.« Allerdings hat Uwe Redecker nicht vergessen, dass alle ärztliche Kunst ohne Blutspender vergebens gewesen wäre: »Weil 38 Menschen zur Blutspende gegangen sind, habe ich überlebt. Und dafür bin ich diesen Menschen unglaublich dankbar«, sagt der 39-Jährige, der selbst allerdings noch nie Blut gespendet hat: »Ich gebe zu: Ich wollte es seit langem, zumal alle meine Verwandten Blutspender sind. Aber mir ist immer wieder etwas dazwischengekommen..«
Damit sollte jetzt Schluss sein, doch die Ärzte haben den 39-Jährigen vorläufig zurückgepfiffen: »Er braucht noch ein Jahr, bis seine Verletzungen völlig ausgeheilt sind und es keine Entzündungsherde mehr im Körper gibt. Danach steht einer Blutspende allerdings nichts mehr im Weg«, sagt Dr. Soleymani.
Die 38 Blutkonserven für Uwe Redeker - sie stellen noch nicht einmal eine Rekordmenge dar: »Wir haben schon einem Verletzten 60 Konserven geben müssen«, erinnert sich der Unfallchirurg.
Insgesamt liefert das Deutsche Rote Kreuz täglich bis zu 1200 Blutprodukte an die Krankenhäuser in Westfalen-Lippe aus.www.blutspendedienst-west.de

Artikel vom 07.02.2005