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Politiker empört
über Jobabbau

Heftige Kritik an Deutscher Bank

Berlin (AP). Die Deutsche Bank hat mit ihrer Ankündigung, trotz hoher Gewinne 6400 Stellen zu streichen, parteiübergreifende Empörung ausgelöst. Selbst Ökonomen äußerten sich am Freitag kritisch zu der Politik deutscher Unternehmen, ungeachtet guter Ergebnisse Jobs abzubauen.

Die Bundesregierung wollte die Entscheidung der Deutschen Bank dagegen nicht kommentieren. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef im Bundestag, Michael Müller, nannte die Entscheidung des größten deutschen Bankhauses »skandalös«. »Das Geldinstitut ignoriert die Verantwortung, die es gegenüber der Gemeinschaft hat.«
Der Vorsitzende des CDU-Arbeitnehmerflügels, Gerald Weiß, sprach von einem »Zeichen, dass die Wirtschaftsethik verloren zu gehen droht«. Die alleinige Rendite-Orientierung sei ein Ausweis kurzfristigen Denkens. Man müsse »für die Menschen und mit den Menschen wirtschaften«, so Weiß.
Der SPD-Politiker Joachim Poß sprach von einem moralisch wie volkswirtschaftlich fragwürdigen Kurs, schloss aber steuerpolitische Maßnahmen zumindest kurzfristig aus. Zunächst müsse man in der Europäischen Union zu einer einheitlichen Bemessungsgrundlage für die Unternehmensbesteuerung kommen.
Unterdessen zeichnet sich ab, dass auch eineinhalb Jahre nach dem Beginn der Konjunkturerholung der Stellenabbau in der deutschen Wirtschaft weiter geht. Jedes vierte Unternehmen (28 Prozent) will in den nächsten zwölf Monaten seine Belegschaft verkleinern, das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 885 deutschen Top-Managern im Auftrag des »Handelsblatts« und der Unternehmensberatung Droege & Comp. Damit sank der Anteil zwar Anfang 2005 auf den tiefsten Stand seit fast vier Jahren. Trotzdem seien Firmen, die Stellen streichen, gegenüber denen, die neue Jobs schaffen wollen, weiter in der Überzahl. Neue Arbeitsplätze wollten in den nächsten zwölf Monaten nur 20 Prozent der Führungskräfte schaffen.

Artikel vom 05.02.2005