05.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ohne Rauch und Prominente

Zwei Debütanten-Paare aus Ostwestfalen-Lippe beim Wiener Opernball

Wien (dpa). Nach wirklichen »Prominenten« suchten selbst die Moderatoren des 49. Wiener Opernballs vergeblich. Doch die 4700 zahlenden oder geladenen Gäste des traditionellen Prestige-Balls in der Staatsoper kümmerte das wenig.
Ex-Spice Girl Geri Halliwell war vom Baulöwen Richard Lugner eingeladen worden.

Kaum hatte der Zeremonienmeister das Kommando »Alles Walzer« gegeben, stürmten sie den frisch verlegten Tanzboden und »walzten« bis zum frühen Morgen. Unter den 180 Debütanten des Balls auch Eva Kovrig (23) und Andreas Baumgart (22) aus Bad Driburg sowie Stefanie Maycock und Marcus Rehwinkel (beide 24) aus Paderborn. Für die beiden Paare aus Ostwestfalen-Lippe ging mit der Einladung zum Ball der Bälle ein Traum in Erfüllung.
Die Staatsoper präsentierte sich ganz in tiefem Orange. Die farbige Pracht, 50 000 Blumen und Pflanzen, wurde von einem anonymen Japaner »gesponsert«, vermerkten die Kommentatoren. Doch nach wirklich Neuem suchten die routinierten österreichischen TV-Moderatoren Arabella Kiesbauer und Alfons Haider vergebens. Selbst das Ex-Spicegirl Gerri Halliwell machte sich rar. Sie verweigerte Haider nicht nur das erhoffte Interview, sondern flüchtete vorzeitig aus der Loge des Wiener Bau- und Partylöwen Richard »Mörtl« Lugner, der mit verzweifeltem Gesicht vergeblich versuchte, seinen teuer eingekauften Opernballgast zurückzuholen.
Neu auf dem Opernball war die Teilnahme der 19-jährigen Wienerin Sabine Kropatsch, die es geschafft hatte, trotz ihrer Behinderung durch das Down-Syndrom bei der offiziellen Eröffnung des Balls mitzutanzen. Neu beim Opernball waren auch Prinz Ferfried von Hohenzollern und seine Partnerin Tatjana Gsell, die in Wien für Aufsehen sorgten, weil sie sich der Presse im Bett eines Wiener Hotels präsentierten: »streichelnd und busselnd«.
Angesichts des offenkundigen Mangels an Skandalen und wirklichen Prominenten wurde das allgemeine Rauchverbot in dem traditionsreichen Musentempel zum wichtigsten Gesprächsthema. Obwohl die zahlenden Gäste bis zu 12 000 Euro (für eine große Loge) berappen mussten, um an dem wichtigsten gesellschaftlichen Ereignis teilhaben zu dürfen, wurden die Raucher auf Geheiß von Operndirektor Ioan Holender ins Foyer und Treppenhaus verbannt. Andere drängten sich auf der Terrasse oder griffen gleich - wie Holender selbst - zum Nikotin-Spray.
Der Mangel an - auch politischer Prominenz - wurde in diesem Jahr nicht zuletzt der Flutkatastrophe in Asien zugeschrieben. Auch die Prominenz der bayerischen CSU mied die Teilnahme im Hinblick auf die Opfer der verheerenden Flut. Der neue österreichische Bundespräsident Heinz Fischer hatte für seinen ersten Auftritt bei einem Opernball (und seinem ersten Auftritt im Frack) ebenfalls keine politischen Gäste in seine Loge geladen.

Artikel vom 05.02.2005