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Der Druck ist zu hoch:
Waterink trainiert nicht

Paderborns Torjäger Löbe am Samstag im Sportstudio

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Was wusste Thijs Waterink wirklich? Die Online-Tochter des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel« berichtet, der Kapitän des Fußball-Regionalligisten SC Paderborn 07 sei über einen Kontaktmann in die Manipulation in dem DFB-Pokalspiel des SCP 07 gegen den Hamburger SV (4:2) eingeweiht gewesen.
SCP-Kapitän Thijs Waterink trainiert zurzeit nicht mit.

In seiner Vernehmung soll der geständige Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer den Holländer schwer belastet haben. Der »Spiegel« schreibt: »Der Regionalligaspieler (gemeint ist Waterink) soll laut Hoyzer (...) über einen Kontaktmann (...) in die Manipulation eingeweiht gewesen sein.« Im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT widersprach Waterink dieser Darstellung am Freitag: »Ich habe das, was ich zu sagen habe, schon 100 000-Mal gesagt. Dabei bleibe ich und dem habe ich nichts hinzuzufügen. Den Rest regelt mein Anwalt.«
Der Paderborner Jurist Jost Ferlings »regelte« am Freitagnachmittag zunächst den weiteren »Arbeitsablauf« seines Mandanten. So wird Waterink auch weiterhin nicht am Training des Zweiten der Regionalliga Nord teilnehmen. »Wir hätten darauf bestehen können, die Verdachtsmomente gegen Herrn Waterink reichen nicht aus, um ihn zu suspendieren. Aber wem würde das nutzen?«, sagte Ferlings und sprach damit das zu erwartende riesige Medieninteresse an: »Diesem Druck wollten wir die Mannschaft und den Spieler nicht aussetzen.«
Am Samstag kehrt der Drittliga-Kader aus seinem sechstägigen Trainingslager in Cala Millor (Mallorca) zurück. Um 17.25 Uhr wird die Maschine in Dortmund erwartet, danach geht es für Alexander Löbe gleich weiter in Richtung Mainz. Der 32-Jährige wird sich im ZDF-Sportstudio (23.20 Uhr) den Fragen von Moderator Rudi Cerne stellen. Beide kennen sich vom ersten Treffen am 21. August, wenige Stunden nach dem manipulierten DFB-Pokalspiel begrüßte Cerne die vermeintlichen Helden Löbe, Markus Krösche, Stephan Loboué und Trainer Pavel Dotchev. Löbe, der im grauen Anzug und orange farbenen Turnschuhen auffiel, sorgte damals für den größten Lacher, seine Bemerkung über Dotchevs Flugangst ist unvergessen: »Welcher Trainer fliegt schon gerne?« Zu lachen gibt's Samstag garantiert nichts. Löbe will das Forum nutzen, um jeglichen Verdacht von der Mannschaft zu nehmen.
Wer Geschäftsführer Michael Born zur ersten Verhandlung im Rahmen des Manipulationsskandals am 11. Februar (12.30 Uhr) nach Frankfurt/Main begleitet, ist noch nicht klar. Eine vom SCP und vom HSV geforderte Wiederholung der Pokalpartie hält der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger weiter für »kaum möglich«, auch die finanzielle Entschädigung der Hamburger will er genau prüfen: »Der HSV muss sehen, dass man nicht einfach sagen kann: Jetzt werdet ihr entschädigt, weil ihr ins Endspiel gekommen wäret.«
Ob die zwischenzeitlich ebenfalls unter Verdacht geratenen Löbe (32) und Georgi Donkov (36) in die Offensive gehen und Klage auf Schadenersatz erheben, ist noch nicht entschieden. »Wir wissen noch immer nicht, aus welcher Ecke die Anschuldigungen kamen. Vielleicht hat Herr Hoyzer nach dem Gießkannenprinzip alles und jeden beschuldigt, vielleicht hat sich die Bild auch nur ein paar Verdächtige selbst zusammengebastelt?«, sagte Löbes Rechtsanwalt Peter Heeg.
Fußball spielt der SC Paderborn 07 auch noch. Gestern Nachmittag gab's ein 0:0 gegen Werder Bremens Amateure und damit 90 Minuten, in denen der Wett-Skandal nicht im Mittelpunkt stand.

Artikel vom 05.02.2005