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Eingeschneit auf der Autobahn

Lastwagen mit Seilwinden eisglatte Steigungen hinauf gezogen

München/Wien/ Athen (dpa). Die seit Jahren heftigsten Schneefälle und starke Verwehungen haben in den bayerischen Alpen ein Verkehrs-Chaos ausgelöst. Auf der Autobahn München-Salzburg (A 8) kam der Verkehr in der Nacht zum Donnerstag im Chiemgau komplett zum Erliegen.

Lastwagen blieben an spiegelglatten Steigungen hängen oder stellten sich quer und blockierten die Fahrbahnen bis gestern vormittag. Streckenweise war die A 8 in beiden Richtungen nicht mehr befahrbar.
Nach Lawinenabgängen wurden mehrere Grenzübergänge nach Österreich gesperrt. Die Bahn stellte den Verkehr auf Nebenstrecken ein. Die Lage auf dem Flughafen München normalisierte sich hingegen. Am Mittwoch waren dort fast 200 Flüge ausgefallen. In weiten Teilen Südbayerns blieben gestern die Schulen geschlossen. In Lenggries bei Bad Tölz erfror eine alte Frau.
Auf der A 8 gab es auch für Räumfahrzeuge teilweise kein Durchkommen. Nur mit schwerem Gerät ging es voran. Allradgetriebene und mit Schneeketten sowie Seilwinden ausgerüstete Lastwagen des Technischen Hilfswerks (THW) zogen die hängen gebliebenen Lkw die Steigungen hinauf. Doch dauerte die Bergung viele Stunden. Erst gestern Vormittag rollten auch der letzte Lkw wieder. Nach einer vorläufigen Bilanz des Polizeipräsidiums Oberbayern ereigneten sich seit Mittwochabend etwa 200 Unfälle, die meist glimpflich verliefen.
Hunderte Lkw-Fahrer hatten den nächsten Rast- oder Parkplatz angesteuert, um dort die Nacht zu verbringen. Auf einer Strecke von 70 Kilometern waren südlich von München alle Parkplätze überfüllt. Neben den Lastwagen saßen auch tausende Autos fest, die Insassen mussten die ganze Nacht in ihren Wagen ausharren. Rotes Kreuz und Malteser Hilfsdienst versorgten Tausende von Verkehrsteilnehmern mit Tee, Brötchen und Decken.
Die tagelangen Schneefälle stürzten in der Nacht zum Donnerstag auch weite Teile Österreichs in ein Verkehrschaos. Gut ein Dutzend Orte war nach Lawinenabgängen von der Außenwelt abgeschnitten. Straßen und Autobahnen im Grenzgebiet zu Deutschland wurden gesperrt. In den Bergen fielen bis zu zwei Metern Schnee. In einigen Landesteilen wurde ein allgemeines Fahrverbot für Lastwagen erlassen.
Starker Schneefall und Temperaturen bis zu minus zehn Grad haben gestern in Griechenland den Verkehr in vielen Landesteilen lahm gelegt. Die meisten Landstraßen im Norden des Landes waren nur mit Schneeketten befahrbar. In Athen, wo es in den nördlichen Vororten schneite, blieben die Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt.

Artikel vom 04.02.2005