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Peterchen noch
nicht auf
Mondfahrt

Bochum macht mit Neururer weiter

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bochum (WB). Der VfL Bochum bleibt ein heißer Anwärter auf einen der verfügbaren 18 Zweitliga-Plätze. Das magere 1:1 gegen Arminia Bielefeld konnte nur wenig an der Einschätzung ändern, dass die Mannschaft von Peter Neururer ein echtes Kellerkind ist. Der Trainer darf aber weitermachen.

Auf seinem Stammplatz in Reihe 21 der Haupttribüne des Revierstadions verzog der VfL-Präsident keine Miene, als Schiedsrichter Stefan Trautmann abpfiff. Noch senkt Werner Altegoer nicht den Daumen über Neururer, Vorstandsmitglied Dieter Meinhold stellte ihm in schwerer Zeit sogar einen Persilschein aus: »Er ist unser Trainer, er bleibt unser Trainer. Und sollte der Abstieg irgendwann mal wirklich nicht mehr zu verhindern sein, dann ist das eben so.«
Es würde die Bochumer zum fünften Mal erwischen, und eigentlich hätten sie dringend einen »Dreier« gebraucht, um Land zu sehen. Doch nach dem Elfmetertor von Peter Madsen (19.) und dem Ausgleich von Delron Buckley (29.) wertete Neururer das Resultat als kleinen Schritt nach vorn: »Wir haben einen Punkt auf Mainz aufgeholt, also sind unsere Chancen auf den Klassenerhalt besser geworden.«
Rechnerisch ist das unantastbar. Aus sieben Zählern Rückstand wurden sechs. Allerdings kommt Neururers Nachsatz in diesem Zusammenhang Bedeutung zu: »Wir wissen natürlich, dass die anderen nicht jedes Mal verlieren und wir uns bestimmt nicht nur mit Unentschieden retten werden. Wir müssen jetzt bald ein Spiel gewinnen.« Gegen wen? Wo denn? Wann denn? Nächsten Samstag im Dortmunder Westfalenstadion vielleicht?
Gar nicht so einfach, schließlich gelang schon seit zehn Spieltagen kein Sieg mehr. Es »brennt« in Bochum, der VfL steht wieder einmal mit dem Rücken zur Wand. »Stoppt Peterchens Talfahrt« hatten die Anhänger als Aufforderung an die Mannschaft auf ein Plakat gepinselt. »Peterchens Mondfahrt« hat noch nicht eingesetzt, dies könnte dabei allen Beteuerungen zum Trotz auch weiter ein Thema sein. Dorthin werden die Trainer schließlich meistens geschickt, wenn es auf der Erdstation nicht laufen will. Obwohl, gelaufen sind sie, die VfL-Profis. Hatten sich vom Strafstoß endlich ins Spiel bringen lassen, reviermäßig wurde gerackert und geschuftet. Allein, die klare Einschussgelegenheit wollte in der zweiten Halbzeit einfach nicht mehr herausspringen. Nur Trautmann hätte hier helfen können - er tat es nicht.
Nachdem der Unparteiische zunächst Filip Trojans reguläres 2:0 nicht anerkannte, verweigerte der Spielleiter dem VfL später den nächsten Elfmeter. Da hatte Arminias Petr Gabriel Bochums Vratislav Lokvenc zu Fall gebracht. Neururer nannte als möglichen Schuldbeweis die sonstige Standfestigkeit seines Angriffsturms: »Der 'Loki' fällt doch nicht freiwillig um.«
Auch die unerlaubte Sportart »Handball« wollten die Bochumer im Bielefelder Strafraum gesehen haben. Deshalb machten die VfL-Fans klar, dass die Schonzeit für Schiedsrichter nach dem Manipulations-Skandal nach 90 Minuten Zurückhaltung schon wieder abgelaufen ist. »Schiri, du hast ein Wettbüro«, lautete ihr neuester Beitrag aus dem Liga-Gesangbuch, »Hoyzer, Hoyzer« ihr Schmähruf.
Das hatte der arme Pfeifenmann Trautmann nicht verdient. Auch Neururer lobte den Referee, wollte aber trotzdem die Paragraphen prüfen. »Ich muss im Regelbuch nachschlagen, ob es verboten ist, in einem Spiel auch zwei Elfmeter zu bekommen.«
Letztlich scheiterte der VfL an der aufrechten Arminia-Innenverteidigung, auch die verzweifelte Voll-Offensive brachte am Ende nicht das ersehnte 2:1. Der Trainer hofft, dass zumindest die Signalwirkung angekommen ist. »Wir wollten eindrucksvoll klar machen, dass wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind.« Mit dem Tabellenstand schon gar nicht.

Artikel vom 07.02.2005