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Oddset-Sportwette schon bei Kindern verbreitet

Einige zocken täglich - 20 Euro Einsatz kein Einzelfall

Bielefeld (WB/rb). Wettspiele mit Geldeinsatz sind schon bei Kindern und Jugendlichen stark verbreitet. Nach einer Untersuchung der Uni Bielefeld bleibt es nicht beim kleinen Zocken, immer stärker machen sie übers Internet bei kommerziellen Glücksspielen mit. Wettscheine ziehen Kinder und Jugendliche an.
Schon 60 Prozent der befragten 5009 Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren haben mindestens einmal an einem gewerbsmäßigen Wettspiel teilgenommen. Dabei liegt das Rubbel-Lotto mit 36 Prozent an der Spitze, die Oddset-Sportwette, erst 2000 eingeführt, hat eine Verbreitung von 18 Prozent. Jeder achte Jugendlichen war bei Oddset dabei.
Die Studie wurde im Auftrag des NRW-Ministeriums für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie durchgeführt. Die Studie wurde von Klaus Hurrelmann, Lucia Schmidt und Heike Kähnert geleitet. Nach den Erkenntnissen der Bielefelder spricht die Oddset-Sportwette vor allem Jungen an - 89 Prozent. Die meisten jugendlichen Teilnehmer reichen wöchentlich, einige sogar täglich ihre Wettscheine ein. Die Erweiterung der Wette um einen Internetzugang hat ebenfalls zu einer Zunahme der Nutzung dieser Wettvariante beigetragen.
»Die Oddset-Sportwette hat innerhalb weniger Jahre eine ungewöhnlich feste und große Anhängerschaft in der jungen Generation gefunden«, so Klaus Hurrelmann. »Den fußball- und sportbegeisterten Jugendlichen gefällt offenbar besonders, dass die Gewinnquoten vorab im Spielplan festgelegt sind. Sie haben großen Spaß an der Voraussage des Spielausgangs. Die Lottogesellschaften haben umfangreiche Werbekampagnen gefahren, die nicht ohne Wirkung geblieben sind.« Umso problematischer sei es, dass durch die Manipulation von Spielergebnissen eine kriminelle Komponente ins Spiel gekommen sei, heißt es. Lottogesellschaften müssten sich jetzt den Vorwurf gefallen lassen, die Fußball- und Sportbegeisterung missbraucht zu haben.
Für das Bielefelder Forscherteam sind 10 Prozent aller jugendlichen Teilnehmer so genannte »Problemspieler«. Hierunter fielen alle, die regelmäßig über einen längeren Zeitraum spielen und hohe Geldeinsätze tätigen. Nach den Angaben der Jugendlichen investiert ein Drittel von ihnen bis zu 10 Euro in die Oddset-Sportwette pro Woche, 13 Prozent aber geben mehr als 20 Euro aus. »Hier zeigen sich äußerst gefährliche Entwicklungen: Der höchste Anteil von Problemspielern findet sich unter den Schülern von Hauptschulen.« Die Problemspieler seien wesentlich unzufriedener mit ihrer eigenen Lebenssituation und mit ihrem psychischen Wohlbefinden als die Normalspieler. Bei den Problemspielern müsse man mit einem Suchtpotential rechnen, sagte Hurrelmann, »also dem Risiko einer Verfestigung der Spielmuster bis hin zur Abhängigkeit«.
Nach Auffassung der Bielefelder Wissenschaftler sollte der Skandal um manipulierte Spielergebnisse zum Anlass genommen werden, sorgfältig über Schritte des Jugendschutzes bei Glücksspielen zu diskutieren. Die erkennbaren Gefahren dürften nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Die im Jahre 2000 zurückgestellte Diskussion um eine mögliche Altersbegrenzung des Zugangs zu den kommerziellen Glücksspielen und insbesondere zur Oddset-Sportwette sollte deswegen neu aufgenommen werden.

Artikel vom 04.02.2005