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Zirkusbär und Femme fatale

65 Fachhochschüler zeigen ihre Diplomarbeiten - Heute: Modenschau

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Was mag sich wohl in ihr verstecken, in dieser »Wundertüte für Männer und Frauen«? Nur soviel ist sicher: Bis zum Sonntag zeigen 65 Studenten der Fachhochschule für Gestaltung ihre Abschlussarbeiten, und die Vorlage eines Diplomandenkatalogs hat an der Lampingstraße Tradition.

In strenger Corsage, aber zart umhüllt von transparentem Georgette und glänzendem Satin wird heute (19.30 und 21 Uhr) die femme fatale über den Laufsteg paradieren: Marta Peruzynska, inspiriert von den fiebrigen Zwanzigern, führt die Ästhetik vor, die die verfemte Maxime »wer schön sein will, muss leiden« gebiert. »Meine Abend- und Cocktailgarderobe weckt ein neues Körperbewusstsein«, sagt die junge Polin.
Folkloristische Wohlfühlmode à la mexicana hat es ihrer Kommilitonin Stefanie Kuttig angetan: Einer ihrer farbenfrohen Entwürfe kombiniert Streifen, Karos und gedruckte Motive, wunderbarerweise ohne das Auge zu überfordern. Insa Beckedorf hat Raffaels drei Grazien Keuschheit, Schönheit und Liebe bekleidet: Angeregt vom Faltenwurf berühmter Renaissance-Gemälde kombiniert sie Aluminiumbleche mit der Zartheit von Samt und Seide.
Durch eine Lochkamera beobachtet Melani Schulz die Stationen einer Flucht aus Kolberg in den Westen: Im Sauseschritt ziehen Gebäude und Landschaften vorüber, nur hin und wieder steigen gedankenverlorene Motive aus der Tiefe der Erinnerung empor ans Licht. Jens Rüßmann erzählt wildromantische Geschichten von Gangsterliebchen und schönen Frauen in Not, die von Dudu, dem tollen Käfer, gerettet werden.
Die Polizei ist sehr interessiert an einem scheckkartengroßen Heft, mit dessen Hilfe Gehörlose auf Notsituationen hinweisen können: Verena Spieshöfers sozial engagierte Arbeit illustriert, wie Kommunikation trotz unüberwindlich scheinender Barrieren funktionieren könnte. Und Claudia Ünal hat ein komplettes Buch zum Thema »Elementare Gestaltung« konzipiert, mit dem sie an einem Wettbewerb (noch) ungedruckter Bücher teilnehmen wird.
Unleugbar religiöse Motive, teilweise zum Triptychon gruppiert, ermöglichen einen dreigeteilten Blick auf das Eifelörtchen Maria Laach. Sabrina Kliegelhöfer und Ingo Otten haben das bekannte Kloster, die umgebende Natur und das örtliche Naturkundemuseum zu einer Dreiheit verknüpft.
Und verpassen Sie auf gar keinen Fall Ljubisa Djukic' Dreieinhalb-Minuten-Trickfilm »Manege Frei« mit einem entzückenden Bären in der Hauptrolle!
Wenn heute die sehenswerten Werke aus den Fachbereichen Foto&Medien, Graphik&Kommunikation sowie Mode öffentlich präsentiert werden, öffnet sich auch die »Wundertüte« (Auflage: 500: Preis: 4,50 Euro). Nach der heutigen Modenschau ist die Kunst der Diplomanden am Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr im FH-Gebäude zu bewundern.

Artikel vom 04.02.2005