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Tief im Westen und weit unten

Der Arminia-Gegner VfL Bochum: die Schießbude der Fußball-Bundesliga

Von Klaus Lükewille
Bochum (WB). Die VfL-Fans waren nach dem 0:4 in Leverkusen restlos bedient: »Wir sind hier. Wo seid ihr?« Nach einem saisonalen Hoch mit Platz 5 und der Uefa-Cup-Qualifikation liegt Bochum nicht nur wie immer tief im Westen, sondern steht auch bedenklich weit unten in der Bundesliga-Tabelle.

Wieder einmal. Das ist bei diesem Verein ja nichts Neues. Absturz Nummer fünf droht. Und rund um das Ruhrstadion wird schon gespottet: »Wir steigen auf, wir steigen ab. Und zwischendurch Uefa-Cup.« Dabei wissen natürlich alle Klub-Anhänger, dass ihr VfL in der vergangenen Saison immer am Limit kickte. Manchmal noch ein Stückchen darüber. Nur so war diese erstklassige Platzierung möglich.
Das Schicksal der kleinen Vereine, die mal ganz groß auftrumpfen: Die besser betuchte Konkurrenz kauft ihnen dann die stärksten Spieler weg. Werder Bremen holte Frank Fahrenhorst, Bayer Leverkusen Paul Freier, Vahid Hashemian wechselte auf die Reservebank von Bayern München, Sunday Oliseh wurde vom VfL nach einer Attacke gegen den Kollegen Hashemian aussortiert.
Und besonders hart trifft die Bochumer inzwischen die Trennung von Delron Buckley. Der war beim VfL nur noch zweite Wahl, jetzt kehrt er als zehnfacher Torschütze mit Arminia Bielefeld an seine alte Arbeitsstätte zurück.
Im August, bevor der erste Ball rollte, wollte Peter Neururer aber einfach nicht glauben, dass seine Mannschaft erheblich geschwächt in die neue Saison gehen würde. »Wir haben einen Umbau auf hohem Niveau vorgenommen«, verkündete der Trainer stolz.
Selten so geirrt. Aus dem angekündigten Umbau wurde ein Abbau. Der VfL rutschte immer tiefer in den Tabellen-Keller. Denn die hoch eingeschätzten »Neuen« wie Vratislav Lokvenc, Aleksander Knavs, Tommy Bechmann, Zvjezdan Misimovic, Christoph Preuß oder Filip Trojan, sie konnten die Lücken nicht schließen. Und die im Winterschluss-Verkauf nachverpflichteten Peter Skov-Jensen und Fatih Akyel waren bisher nur Kandidaten für die Bank.
Da saß am vergangenen Samstag in Leverkusen auch Dariusz Wosz. Der Kapitän wurde ausgemustert, weil die Leistung nicht mehr stimmte, er aber gleichzeitig gegen Kollegen »Stimmung« gemacht hatte. Krach von gestern. An diesem Samstag gehört Wosz wieder zur ersten Elf, die offensiv ausgerichtet ist.
Fehlen wird aber neben dem Ex-Bielefelder Momo Diabang (Reha nach einem Kreuzbandriss) auch weiter Rein van Duijnhoven, die Nummer 1. Den Torwart plagen immer noch Achillessehnen-Beschwerden. Aber der Niederländer wird ja ordentlich vertreten: Christian Vander war beim 0:4 in Leverkusen noch der Beste in einer schwachen Mannschaft und er stellte anschließend fest: »Mit Bundesliga-Format hatte unsere Vorstellung nichts zu tun.«
Auch gegen Arminia steht Vander wieder in der Schießbude, denn Bochum kassierte inzwischen die meisten Gegentreffer: Jetzt sind es schon 41. Verunsichert und verkrampft, so präsentiert sich der VfL in dieser Saison. Neururer stellte »grundlegende Versagensängste« fest. Eine Ursache: Das bittere Uefa-Cup-Aus in letzter Minute gegen Lüttich, das spukt immer noch in einigen Köpfen.
»Wir müssen schnellstens die Birne frei kriegen«, fordert der Ersatzkapitän Tomasz Zdebel, dem außerdem seit Wochen die Einstellung und Sorglosigkeit einiger Kollegen ganz mächtig auf den Keks geht: »Wir verlieren und verlieren, picken uns hinterher ein paar gute Minuten heraus und feiern uns noch.«
Für den Trainer ist dagegen Schluss mit lustig. Neururer, der in der Saison 2003/2004 nach den Siegen oft eine kesse Sohle auf den Rasen legte, darf das westfälische Duell gegen Arminia Bielefeld auf keinen Fall verlieren. Dann hat er endgültig ausgetanzt.

Artikel vom 05.02.2005