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Nobilia setzt sich von der Branche ab

Unter den Küchenmarken in Deutschland Nummer Eins - Umsatz um 15 Prozent gesteigert

Von Bernhard Hertlein
Verl (WB). Mehr als jede fünfte in Deutschland verkaufte neue Küche stammt von Nobilia. Damit ist die Stammmarke des Herstellers aus Verl im Kreis Gütersloh die meistverkaufte auf dem Heimatmarkt. Mehr Umsatz erzielt derzeit nur noch die Alno AG, die unter anderem auch die Marken Pino, Impuls, Wellmann und Geba verkauft.

Geschäftsführer Dr. Günter Scheipermeier scheint das richtige Küchenrezept gefunden zu haben. Mit einem Verkaufspreis von 3000 bis 6000 Euro liegt Nobilia im mittleren Preissegment. Produziert wird an einem Standort und mit einem sehr hohen Grad an Automatisierung. Der eigene Fuhrpark sei unter anderem ein Garant für die niedrige Reklamationsquote.
Täglich verlassen 1500 Nobilia-Küchen das Werk in Verl. Damit platzt die Produktion trotz Rekordinvestition von 23,7 Millionen Euro in 2004 aus den Nähten. Raum für Erweiterung ist nicht mehr vorhanden.
Nobilia wird deshalb, wie bereits berichtet, im nahen Kaunitz in einer stillgelegten Fabrikhalle, die das Unternehmen erwarb, bis Ende 2006 eine zweite Produktion einrichten. Die Investitionen dafür liegen zwischen 35 und 40 Millionen Euro. Damit wird die Kapazität nach Angaben des Gesellschafters Werner Stickling in einem ersten Schritt um ein Sechstel ausgeweitet. Gleichzeitig schafft Nobilia 150 bis 200 neue Arbeitsplätze. Schon im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Beschäftigten, getrieben durch die rege Nachfrage nach den Küchen aus Verl, von 1403 auf 1472 Mitarbeiter.
Voraussetzung für die Investition ist noch die Umwandlung des angrenzenden Ackergeländes in Industriegebiet. Nobilia beabsichtigt, sich hier etwa 100 000 Quadratmeter für künftige Erweiterungen zu sichern.
Im vergangenen Jahr konnte Nobilia den Umsatz um 15,4 Prozent auf 481,5 (Vorjahr: 417,2) Millionen Euro ausbauen. Zum Vergleich: Die gesamte deutsche Küchenindustrie legte etwa fünf Prozent zu. Mit einem Plus von 13,8 Prozent setzte sich Nobilia auch im Inland deutlich von der Branche ab. Sogleich erzielte das Unternehmen den höchsten Gewinn der Firmengeschichte. Dass Nobilia auch 2005 weiter zulegen will, steht außer Frage. Über die genaue Höhe schweigt sich Scheipermeier jedoch noch aus.
Chancen sieht er verstärkt im Export. Neben den traditionellen Nobilia-Märkten Benelux, Frankreich und Österreich, wohin 82 Prozent der Exporte gehen, werden vor allem Großbritannien, Skandinavien sowie der boomende Ferienhaus-Markt in Spanien für die Verler immer wichtiger. Auch China entwickelt sich gut; eine eigene Produktion ist dort jedoch nicht geplant.
Im Inland werden Nobilia und die anderen Küchenhersteller vor allem durch die niedrige Bautätigkeit gebremst. Typischer Küchenkäufer ist Scheipermeier zufolge heute das »etwa 52-jährige Ehepaar, das sich 1978 ein Haus gebaut und dieses in der Zwischenzeit vollständig entschuldet hat«. Inzwischen hat sich der Geschmack gewandelt, die Möbel gefallen nicht mehr. Das Ehepaar überlegt, sich eine neue Küche -Ê»die Küche ihres Lebens« -Êanzuschaffen. Geld ist da. Wann aus der Überlegung ein Einkauf wird, hängt sehr von der allgemeinen Stimmung ab.
Mit dem Verlauf der an die Kölner Möbelmesse angegliederten »IMM Cuisinale« zeigte sich Scheipermeier, was das eigene Unternehmen betrifft, sehr zufrieden. Ärgerlich sei allerdings, dass nur 40 Prozent der Hersteller -Êgemessen am Umsatz -Êin Köln ausstellten. Die deutsche Küchenindustrie verliere damit ein wichtiges Vertriebsinstrument. Wenn sich die Hersteller nicht besännen, würde die Mailänder Küchenmesse dem Konkurrenten Köln wohl endgültig den Rang ablaufen.
www.nobilia.de

Artikel vom 03.02.2005