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Albertus Magnus im Krieg um Bagdad

Kai Meyers »Buch von Eden« - ein wahrhaft großer historischer Roman


Von Reinhard Brockmann
Sein größter historischer Roman und auch sein reifstes Werk: Kai Meyer präsentiert mit dem »Buch von Eden«, alles was die wachsende Anhängerschaft dieses Genres wünscht und zu schätzen weiß.
»Magnus« lautete der Arbeitstitel und der große Dominikaner-Mönch Albertus Magnus von Köln spielt eine wichtige, aber nicht die zentrale Rolle.
Schon der Beginn ist eine Verheißung. Es ist Winter 1257. Zwei Reisende kämpfen sich durch Eis und Schnee bis zu einem einsamen Kloster in der Eifel. Der Novize Aelvin erkennt in einem der Fremden Albertus Magnus, begleitet von dem todkranken Mädchen Favola. Sie trägt ein begehrtes Gut bei sich: die sagenumwobene »Lumina«, eine Pflanze, die der Legende nach aus dem Garten Eden stammt. Albertus und Favola wollen das rätselhafte Gewächs zurück an seinen Ursprungsort tragen - um so das Paradies auf Erden wieder erstehen zu lassen. Doch ein machtgieriger Erzbischof hat andere Pläne, er will die »Lumina« für sich allein. Seine Krieger nehmen die Verfolgung auf. Aelvin schließt sich den beiden an - und ahnt nicht, dass damit eine Odyssee bis ans Ende der bekannten Welt beginnt.
Meyer lässt seine kleine Gruppe aus sehr verschiedenen Charakteren von West nach Ost, genauer von der Eifel bis in die arabischen Wüsten reisen.
Die Bewegung durch einen historischen Raum, seit Noah Gordons »Medicus« und Ken Follets »Säulen der Erde« quasi Pflicht, spitzt er noch zu, in dem sich dem finalen Schauplatz von Osten her eine mordsgefährliche Frau nähert, der das Böse in Sturmstärke ebenso auf der Fährte ist wie den Pilgern aus dem Abendland. Beide Linien kreuzen sich im damaligen Bagdad. Der Sturm auf die Stadt ist nur Vorspiel zum Showdown.
Meyers zweite große Begabung als Fantasy-Autor muss der Leser nicht mögen, aber er sollte sich auf Heilversprechen kleiner Pflanzen und hin und wieder auf psychedelische Annahmen einlassen. Er wird es nicht bereuen.
Kai Meyer, Das Buch von Eden, Lübbe-Verlag, 826 S., 24,90 EuroƊ

Artikel vom 12.02.2005